Dr. Hans Morschitzky
Klinischer Psychologe, Psychotherapeut
Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie
A-4040 Linz, Hauptstraße 77
Tel.: 0043 732 778601 E-Mail: morschitzky@aon.at
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Zwänge - Zwangsstörungen
Angstbewältigung durch Zwänge – Zwangsrituale zur Vermeidung von Angst und Unsicherheit
„Ich muss i
Frau Pfeiffer, 26 Jahre, verheiratet, Mutter eines einjährigen Kindes, leidet seit ihrer Schwangerschaft an einer sogenannten Bakteriophobie, die zu einem extremen Händewaschzwang geführt hat.
Sie hat ständig Angst, daß jemand beim Händeschütteln Krankheitskeime oder andere gefährliche Stoffe auf sie übertragen könnte, wodurch sie dann selbst andere Menschen, vor allem ihre kleine Tochter, anstecken könnte.
Mit unsauberen Händen Nahrungsmittel zu berühren, könnte dazu führen, daß sie über die Nahrungskette ihr Kind gefährdet. Sie vermeidet es möglichst, anderen Menschen die Hand zu geben, um nicht schuldig zu werden am Unglück anderer, obwohl sie weiß, daß sich ihr Mann nicht an ihre Spielregeln hält und dadurch jene Menschen anstecken könnte, die sie vor Unglück bewahren will.
Sie kann besti
Unterwegs kann sie wegen
ihrer Angst vor AIDS und verschiedenen Krankheitskeimen überhaupt nicht auf die
Toilette gehen, weshalb weite Reisen unmöglich sind.
Wenn sie den gefürchteten unsichtbaren Keimen nicht vollständig ausweichen kann, flüchtet sie sich in die oft stundenlange Prozedur des Händewaschens, in ein Ritual, um den früheren sauberen Zustand wiederherzustellen.
Sie benötigt dazu mindestens zwei Stunden und eine ganze Seife pro Tag. Sie putzt alles, was sie vorher mit ihren vermeintlich verseuchten Händen berührt hat, so daß sie abends völlig erschöpft ins Bett fällt, ohne ihre Wasch- und Reinigungszwänge perfekt erledigt zu haben.
Ihr Mann muss sich
zunehmend um ihr geliebtes Kind kü
Während eines einwöchigen beruflich bedingten Auslandsaufenthaltes ihres Mannes entwickelt sie auch einen starken Kontrollzwang.
Er bezieht sich in der Wohnung auf alles, das gefährlich für sie und ihr Kind werden könnte.
Besti
Wenn sie mit ihrem Kind einkaufen geht, muss sie mehrfach kontrollieren, ob Fenster und Türen verschlossen sind, damit ja kein Einbrecher in ihr Haus eindringen kann.
Ihr Mann, der anfangs sehr
viel Verständnis gezeigt und ihre zwanghaften Fragen nach Bestätigung („Bin ich
jetzt wirklich sauber?“; „Ist wirklich alles abgedreht?“) geduldig beantwortet
hat, ärgert sich wird im Laufe der Zeit i
Erst
als Frau Pfeiffer eine Erschöpfungsdepression entwickelt und ihre Hausarbeit
kaum mehr verrichten kann, geht sie auf Druck ihres Mannes zu einem Psychiater,
der auch den Hintergrund der Zwangsstörung erkennt.
Müssen
Sie viel öfter Ihre Hände waschen, Ihre Wohnung reinigen oder Ihre Arbeiten
kontrollieren als andere Menschen und sind Sie dennoch unzufrieden damit?
1. |
Haben Sie
Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen (oder beides) an den meisten Tagen
über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen? |
O |
2. |
Treffen auf Ihre
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen folgende Merkmale zu: |
|
|
a.
Erleben Sie diese als Ihre eigenen Gedanken
und Handlungen und nicht von anderen Personen oder Einflüssen
eingegeben?
|
O |
|
b.
Müssen Sie diese ständig wiederholen,
erleben Sie diese dauernd, erleben Sie diese als unangenehm und erkennen
Sie mindestens einen Zwangsgedanken oder eine Zwangshandlung als
übertrieben und unsinnig? |
O |
|
c.
Versuchen Sie Widerstand zu leisten und
leisten Sie mindestens gegen einen Zwangsgedanken oder eine
Zwangshandlung erfolglos Widerstand? |
O |
|
d.
Erleben Sie die Ausführung eines
Zwangsgedankens oder einer Zwangshandlung für sich geno |
O |
3. |
Leiden Sie unter
den Zwangsgedanken und Zwangshandlungen oder werden Sie meist durch den
besonderen Zeitaufwand in Ihrer sozialen oder individuellen
Leistungsfähigkeit behindert? |
O |
4. |
Haben Sie
folgende Zwangshandlungen: |
|
|
a.
Waschzwänge |
O |
|
b.
Reinigungszwänge (Putzzwänge) |
O |
|
c.
Kontrollzwänge |
O |
|
d.
Ordnungszwänge |
O |
|
e.
Wiederholungszwänge (inklusive Zählzwänge) |
O |
|
f.
Sa |
O |
5 |
Haben Sie
Zwangsgedanken mit folgenden Inhalten: |
|
|
a.
Aggressive Themen |
O |
|
b.
Sexuelle Themen |
O |
|
c.
Religiöse Themen |
O |
|
d.
Verschmutzung |
O |
|
e.
Sonstige:
_______________________________________ |
O |
|
Wenn Sie die
Fragen 1 und 3, die Punkte a-d von Frage 2 sowie mindestens einen Zwang
von Frage 4 oder 5 bejahen, haben Sie wahrscheinlich eine Zwangsstörung.
|
|
Das Wesen einer Zwangsstörung
Die zentralen Merkmale kurzgefasst:
A.
Es
bestehen entweder Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen (oder beides) täglich
oder fast täglich über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen.
B.
Die
Zwangsgedanken (Ideen oder Vorstellungen) und Zwangshandlungen zeigen sämtliche
folgenden Merkmale:
a. Sie
werden als eigene Gedanken/Handlungen von den Betroffenen angesehen und nicht
als von anderen Personen oder Einflüssen eingegeben.
b. Sie
wiederholen sich dauernd und werden als unangenehm empfunden, und mindestens ein
Zwangsgedanke oder eine Zwangshandlung wird als übertrieben und unsinnig
anerkannt.
c. Die
Betroffenen versuchen, Widerstand zu leisten (bei lange bestehenden
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen kann der Widerstand allerdings sehr gering
sein). Gegen mindestens einen Zwangsgedanken oder eine Zwangshandlung wird
gegenwärtig erfolglos Widerstand geleistet.
d. Die Ausführung eines Zwangsgedankens oder einer
Zwangshandlung ist für sich geno
C.
Die
Betroffenen leiden unter den Zwangsgedanken und Zwangshandlungen oder werden in
ihrer sozialen oder individuellen Leistungsfähigkeit erheblich behindert, meist
durch den besonderen Zeitaufwand.
D.
Die
Zwangsstörung ist nicht bedingt durch eine andere psychische Störung.
Die wichtigsten Zwangsstörungen
Unter einem
Zwang versteht
man Gedanken, Vorstellungen, Impulse und Handlungen, die sich einem Menschen i
Im Laufe der Zeit kann jedoch der Widerstand nachlassen, was bei einer
chronifizierten Zwangsstörung häufig vorko
Zwänge werden von den Betroffenen als sinnlos, unangenehm, quälend und psychovegetativ belastend erlebt, sie werden als eigene Gedanken und Impulse erkannt, was große Schuldgefühle auslöst.
Zwangsrituale erscheinen als lästig, aber unvermeidlich und dienen nicht der Durchführung an sich nützlicher Tätigkeiten, sondern nur dazu, die Anspannung zu mindern und vermeintliche Gefahren abzuwehren.
Wenn die Zwänge nicht
ausgeführt werden, ko
Zwänge sind letztlich erfolglose Versuche, Angstgefühle und andere unangenehme Gefühle zu reduzieren und das Gefühl der Sicherheit zu erhöhen.
Wegen des Abwehraspekts von Ängsten wird die Zwangsstörung zu den Angststörungen
gezählt.
Menschen mit Zwangsstörungen versuchen die zwangsauslösenden Reize zu vermeiden.
Man unterscheidet zwischen
„aktiver
Vermeidung“ (dies ist die motorische
Komponente mit Kontrollieren und Saubermachen, das heißt der Versuch, alles
wiedergutzumachen und den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, wenn man
vermeintlichen Gefahren nicht ausweichen konnte) und
„passiver
Vermeidung“ (Ausweichen vor allem, was zu
aktivem Vermeidungsverhalten führen könnte).
Zwangsstörungen werden in zwei große Gruppen eingeteilt:
·
Zwangsgedanken, -befürchtungen und -impulse,
· Zwangshandlungen.
Zwangshandlungen sind ständig wiederholte Stereotypien, die angesichts von objektiv ungefährlichen, subjektiv jedoch als sehr bedrohlich erlebten Ereignissen gesetzt werden, um Schaden für sich selbst oder andere Menschen zu vermeiden.
Oft wird die Gefahr als von der eigenen Person ausgehend erlebt, was mit allen Mitteln zu verhindern versucht wird.
Das Zwangsritual stellt einen letztlich wirkungslosen, symbolischen Versuch dar, eine vermeintliche Gefahr abzuwehren.
Die häufigsten Zwangshandlungen sind Kontrollzwänge (Kontrollieren von Ofen, Licht, Gas- und Wasserhahn, Fenster, Türen, Auto usw.), gefolgt von Waschzwängen (besonders Händewaschen), Reinigungszwängen und Ordnungszwängen.
Zwangshandlungen treten bei beiden Geschlechtern etwa gleich häufig auf.
Handwaschzwänge sind bei Frauen häufiger, Kontrollzwänge eher bei Männern.
Zwangsgedanken sind zwanghafte Ideen, bildhafte Vorstellungen oder Zwangsimpulse, die sich dem Betroffenen in quälender Weise aufdrängen.
Sie
beziehen sich oft auf aggressive, sexuelle, obszöne oder gotteslästerliche
Themen, die von den Patienten als persönlichkeitsfremd und abstoßend erlebt
werden (z.B. Zwangsimpulse einer Mutter, ihr geliebtes Kleinkind mit dem Messer
zu töten; Zwangsimpuls, von einer Brücke oder einem hohen Gebäude zu springen,
obwohl keine Selbstmordgedanken bestehen; Zwangsimpuls zu unkontrollierten
verpönten sexuellen Handlungen).
Zwangskranke haben große Angst, daß sie ihre aggressiven oder autoaggressiven Impulse in die Tat umsetzen könnten.
Aber dies ko
Die Betroffenen werden höchstens verbal aggressiv gegenüber jenen,
die ihr Zwangsverhalten mit Gewalt unterbrechen wollen.
Zur
Diagnose einer Zwangsstörung müssen Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen
wenigstens zwei Wochen lang täglich oder fast täglich vorhanden sein und zu
einer massiven psychosozialen Beeinträchtigung führen, meist bedingt durch den
besonderen Zeitaufwand.
80 Prozent der Zwangsstörungen können durch
drei Fragen
erkannt werden: „Müssen Sie Ihre Hände i
Zwangshandlungen
Zwangshandlungen
werden gewöhnlich in folgende Typen unterschieden:
·
Wasch-
und Säuberungszwänge
·
Kontrollzwänge
·
Ordnungszwänge
·
Wiederholungszwänge
Wasch- und Säuberungszwänge
Wasch- und Reinigungszwänge stehen gewöhnlich in Verbindung mit der Angst vor Ansteckung mit Krankheitskeimen, Verunreinigung mit menschlichen Ausscheidungen bzw. ekelerregenden Stoffen oder Verseuchung durch gefährliche Chemikalien.
Die
Betroffenen fürchten bei Konfrontation mit diesen Stoffen krank zu werden bzw.
zu sterben oder andere durch Übertragung der Keime zu infizieren und zu
gefährden.
Wasch- und Putzzwänge haben eine starke Ähnlichkeit mit phobischem Vermeidungsverhalten.
Die Angst vor Verunreinigung durch verschiedene Substanzen und deren vermeintliche Folgen (Tod, Krankheit, Unglück) führt zu stundenlangen Wasch- und Reinigungsprozeduren.
Bevorzugt gewaschen werden Hände, Arme oder
Kleidungsstücke. Überpenibel gereinigt werden meist die Schuhe oder besti
Besonders gefürchtet
werden Körperausscheidungen (Schweiß, Urin, Kot, Sperma, Menstruationsblut,
Vaginalsekret), Schmutz (Erde, Fußboden), Keime jeder Art (etwa bei Abfällen,
öffentlichen Toiletten, Türgriffen), Bakterien und Viren, Krankheiten (etwa AIDS
oder Krebs), besti
Menschen mit einem Reinigungszwang haben oft große Angst, andere anzustecken,
was voraussetzt, daß sie annehmen, sie könnten selbst bereits angesteckt sein,
doch dies belastet sie gewöhnlich weniger als die Möglichkeit, andere anstecken
zu können.
Wasch- und Putzzwänge sollen ein befürchtetes Unglück (Krankheit oder Tod) verhindern oder das Gefühl des Wohlbehagens wiederherstellen.
Reinigungszwänge ufern im Laufe der Zeit i
Wollen Sie sich einmal in so einen armen Menschen hineinversetzen? Dann stellen Sie sich vor, Sie wischen mit einem frischen Lappen den Boden auf.
Doch dabei fällt Ihnen plötzlich ein, dass Sie nur den Schmutz von einer Stelle des Bodens auf eine andere übertragen.
Also sofort den Lappen auswaschen, doch wo, etwa im schmutzigen Wasser des
Kübels? Nein, daher sofort neues Wasser herbeischaffen, doch was nützt dies, der
Lappen wird besti
Es bleibt also nichts anderes übrig, als den eben noch neuen
Lappen in den Mülleimer zu werfen und sofort zu entsorgen, damit nichts anderes
mit den Keimen vom Boden angesteckt wird.
Die Angehörigen müssen bald dieselben Rituale einhalten, um jede Verunreinigung zu vermeiden.
Eltern, Partner und Kinder fügen sich oft erstaunlich geduldig den Reinigungsvorschriften des Zwangskranken.
Manchmal wehren sie sich aber auch erbittert, so daß ständige Spannungen entstehen.
Menschen mit Waschzwängen haben
einen hohen Verbrauch von Warmwasser, Seife und Handtüchern. Das Badezi
Wasch- und
Reinigungszwänge beziehen sich entsprechend der zugrundeliegenden Problematik
oft nur auf besti
Ein „Sauberkeitsfanatiker“ achtet dagegen in allen
Bereichen auf Sauberkeit.
Kontrollzwänge
Die Angst vor einer
Katastrophe („Durch mein Verhalten könnte jemand ein Unglück erleiden“; „Ich
könnte für einen Fehler bestraft werden“) führt zu einer übermäßigen Kontrolle
des Ofens, anderer Elektrogeräte (etwa Kaffeemaschine, Bügeleisen), der Gas- und
Wasserhähne, der Türen und Fenster, besti
Die Betroffenen haben ein übertriebenes Verantwortungsgefühl für eventuelle Fehler und Folgen für andere Menschen.
Sie achten durch ständige Kontrollen darauf, daß sie ihre Mitmenschen nicht durch ihre Unachtsamkeit gefährden oder möchten ihre Angehörigen vor Gefahren bewahren.
Zahlreiche Kontrollzwänge werden durch die
Angst ausgelöst, daß man andere Menschen unabsichtlich verletzt haben könnte.
Kontrollzwänge führen im
Berufsalltag notgedrungen zur verlangsamten Bewältigung der Aufgaben (etwa weil
i
Zwangskranken fällt es sehr
schwer, den Ort und den Gegenstand der Kontrolle zu verlassen, weil sie wissen,
daß sie dann keinerlei Kontrollmöglichkeit mehr haben, z.B. können die
Kontrollzwänge bezüglich der Elektrogeräte in der Küche ausufern, wenn man für
drei Tage die Wohnung verlässt, während ein halbstündiger Einkauf im nächsten
Geschäft keine derart großen Probleme bereitet.
Die Betroffenen
kontrollieren ihre Arbeiten i
Sie zweifeln ständig daran, daß sie alles korrekt überprüft haben,
beginnen daher i
Die ständigen Kontrollfragen („Habe ich alles richtig gemacht?“; „Kann wirklich nichts passieren?“) können Menschen in der Umgebung zur Verzweiflung bringen.
Angehörige versuchen in anfangs gut gemeinter Art und Weise zu beruhigen,
verstärken damit jedoch ungewollt die Unsicherheit des Zwangskranken.
Zahlreiche Betroffene nehmen Zuflucht zu magischen Praktiken, um die langen Kontrollrituale abzukürzen.
Magische Rituale haben eine ökonomische Funktion, wenn es beispielsweise gelingt, 20 Kontrollen des Ofens vor dem Verlassen des Hauses auf zwei zu reduzieren.
Es handelt sich dabei um besti
Häufig dienen besti
Viele Kontrollzwänge laufen auf geistiger Ebene ab und sind somit von anderen Menschen überhaupt nicht beobachtbar.
Es fällt oft gar nicht auf, wie sehr die
Betroffenen mit ihren Ritualen beschäftigt sind, und es ist für andere auch kaum
nachvollziehbar, warum sie in Gesprächen oft so abwesend wirken.
Ordnungszwänge
Hier
wird die gesamte Umgebung, Lebenswelt nach einem besti
Oft spielt die sy
In ihrem Perfektionsdrang
verbringen die Betroffenen oft Stunden, alles „richtig“ an seinen Platz zu
stellen. Wenn die Ordnung oder Sy
Ordnungsrituale können den Charakter einer magischen Schutzwirkung
ausüben. Niemand darf daher das etablierte Ordnungssystem verändern.
Wiederholungszwänge
Wiederholungsrituale
(Wiederholungen von Handlungen, Worten, Sätzen, Zahlen oder Gebeten) dienen der
Abwehr oder Neutralisierung etwaiger Katastrophen, auch wenn keinerlei logische
Beziehung besteht zwischen der Zwangsbefürchtung („Meine Mutter könnte bald
sterben“; „Mein Gatte könnte fremdgehen“) und der Zwangshandlung.
Es handelt sich um Rituale
wie etwa besti
Zählzwänge können sich auf alles Mögliche beziehen. Die Betroffenen müssen
vielleicht eine ganz besti
Wiederholungszwänge haben eher
magischen als logischen Charakter,
und es gibt oft keine äußeren Umstände als Auslöser.
Zwangsgedanken
Zwangsgedanken sind lästige und aufdringliche Gedanken, bildhafte Vorstellungen und dranghafte Impulse.
Der Begriff umfasst zwanghafte Gedanken, Ideen, Vorstellungen, Erinnerungen, Fragen, Befürchtungen und Grübeleien.
Die Betroffenen sind fast
davon besessen, besti
Zwangskranke erleben die jeweiligen Inhalte als abstoßend, unannehmbar, moralisch verwerflich und sinnlos, aber kaum ausschaltbar.
Sie fühlen sich
geistig sehr beunruhigt, vegetativ stark erregt und angespannt. Zwangsgedanken
werden inhaltlich folgendermaßen differenziert:
·
Zwangsgedanken bezüglich Aggressionen
· Zwangsgedanken bezüglich Sexualität
· Zwangsgedanken bezüglich Verschmutzung
· Zwangsgedanken bezüglich Sa
· Zwangsgedanken bezüglich der Religion oder des Gewissens
· Zwangsgedanken bezüglich Sy
· Zwangsgedanken bezüglich des eigenen Körpers
· Zwangsgedanken anderer Art (wie Furcht, Dinge zu tun, zu sagen, zu verlieren).
Zwangsgedanken umfassen verschiedene Arten:
· Zwangsbefürchtungen und Zwangsimpulse
· Denkzwänge
· zwanghaftes Grübeln.
Zwangsbefürchtungen und Zwangsimpulse
Die Betroffenen fürchten ein bevorstehendes Unheil, das eher anderen, nahestehenden Personen droht als der eigenen Person.
Sie glauben aber, daran irgendwie schuld zu sein und fühlen sich für die Abwendung der Katastrophe verantwortlich.
Zwangsbefürchtungen und Zwangsimpulse werden durch ein
kognitives oder verhaltensbezogenes Ritual
neutralisiert.
Oft bestehen
Zwangsgedanken mit aggressivem Inhalt gegen nahestehende Personen (etwa jemand
zu verletzen). Zwangsvorstellungen führen zu Angst- und Unruhezuständen, die
durch besti
Man fürchtet, gegen
soziale Tabus zu verstoßen, beispielsweise sich unabsichtlich aggressiv, sexuell
unanständig, sozial auffällig oder religiös unangepasst zu verhalten.
Die Zwangsgedanken stehen
im krassen Widerspruch zum Wertsystem der Betroffenen (dies macht ihr Wesen
aus): gotteslästerliche Gedanken eines fro
Die Zwangsbefürchtungen („Ich könnte jemand umbringen“) lösen Ängste aus, die durch beruhigende (ebenfalls zwanghafte) Gegengedanken („Ich darf niemand umbringen“) zu bewältigen versucht werden.
Die kognitiven Rituale reduzieren
kurzfristig Angst und Anspannung. Abergläubische Ängste rund um Todesängste
zählen auch zu den Zwangsgedanken.
Gedanken-
bzw. Denkzwänge sind
Rituale,
mit denen besti
Es werden
besti
Zwanghaftes Grübeln
Zwanghaftes Grübeln
besteht aus langen und unproduktiven zwanghaften Gedankenketten, die sich um
besti
Derartige
Gedankenzwänge, hinter denen oft Ängste stehen, haben meistens einen Angst
verstärkenden Effekt, weil sie durch keinen Gegengedanken wirksam neutralisiert
werden können.
Wie man scheinbar unverständliche Zwänge verstehen kann
Grundsätzlich
besteht jeder Zwang aus zwei Komponenten:
1.
Ein besti
2. Ein verhaltensbezogenes oder kognitives Ritual, mit
dem das negativ erlebte Verhalten, Denken oder Fühlen auf eine ganz besti
Die Dynamik einer Zwangsstörung besteht darin, daß die aufdringlichen und Angst auslösenden Gedanken, Vorstellungen und Impulse durch willkürliche verhaltensbezogene und kognitive Zwangsrituale zu neutralisieren versucht werden.
Ziel ist es, Angst, Unruhe und mögliches Unglück zu vermindern bzw. zu
verhindern. Die Betroffenen fühlen sich dafür mehr verantwortlich als andere
Personen.
Zwänge bestehen aus einem vierstufigen Ablaufschema:
1. Belastender, aufdringlicher Gedanke/Reiz: „Ich könnte ein Kind verletzen“; „Das
ist schmutzig“.
2. Bewertung: „Dies ist schli
3. Physiologische Erregung und Unbehagen: körperliche Unruhe, Erregung,
Angstzustände, Kontrollverlustangst, Schuldgefühle usw.
4. Neutralisieren: Beseitigen der „gefährlichen“ Sachen, Abwehr des Gedankens durch
ein Ritual (Zwangshandlung, kognitives Ritual).
Am Beginn eines Zwangs stehen aufdringliche Gedanken, die als gefährlich oder moralisch verwerflich bewertet werden.
Dies führt zu Erregung und Unruhe, die man durch verschiedene Formen der Entschärfung zu reduzieren versucht.
Wenn möglich, wird die zwangsauslösende Situation überhaupt gemieden.
Wenn dies unmöglich ist, erfolgt ein Ritual, um einen vermeintlichen Schaden zu verhindern bzw. um einen angeblich bereits eingetretenen Schaden wieder gutzumachen.
All das kann aber
nie vollständig gelingen und so ko
Je stärker die Zwangsgedanken und Zwangsimpulse unterdrückt werden, desto stärker drängen sie sich auf.
Die Kraft bzw. Dynamik
der Gedanken können auch davon Nicht-Betroffene in einem kleinen Experiment
sofort nachvollziehen: versuchen Sie einmal, NICHT an einen rosaroten Elefanten
zu denken ...
Menschen mit Zwangsstörungen haben vor der Ausführung der Zwangsrituale keine klar überprüfbaren Kriterien, anhand derer sie hinterher erkennen können, ob sie das entsprechende Verhalten (z.B. Händewaschen) ausreichend ausgeführt haben.
Es
besteht nur ein nicht näher besti
Die Betroffenen benötigen klare, von
Gefühlen unabhängige Beurteilungsmaßstäbe, wenn sie von starken Emotionen und
Unruhezuständen zu neuerlicher Kontrolle gedrängt werden.
Zwangsstörungen drehen sich meist um die Themen Verantwortung, Schuld, Zweifel und Unsicherheit, nicht akzeptierbare sexuelle Handlungen, abgelehnte aggressive Impulse, religiös motivierte Gewissensbisse, Befürchtung negativer Konsequenzen bzw. Katastrophen.
Zwangskranke fühlen sich angesichts der Unsicherheit des
Lebens verantwortlich dafür, „dass
nichts passiert und dass
allen gut geht“.
Zwangskranke überschätzen im Vergleich zu Gesunden die Wahrscheinlichkeit von Gefahren und haben daher bei alltäglichen Verhaltensweisen ständig den Eindruck, ein Risiko einzugehen.
Sie überschätzen auch das Ausmaß ihrer persönlichen Verantwortlichkeit für eine befürchtete Katastrophe.
Zwänge stellen den Versuch dar, alles zu tun, um sich nicht schuldig oder depressiv fühlen zu müssen, weil man drohendes Unheil nicht abgewendet hat. Zwänge gelten als die „Krankheit des Zweifelns“.
Eine massive Unsicherheit, die sich trotz allen Bemühens nicht in ausreichende Sicherheit umwandeln lässt, bildet das Fundament einer Zwangsstörung, insbesondere in Bezug auf Garantien, die eine von der Umwelt oder vom Patienten ausgehende Bedrohung abwenden könnten.
Aus dieser
Konfliktsituation resultieren Angst und Unruhe, was durch die Zwänge zu
beseitigen versucht wird.
Die Funktionalität von
Zwängen unterscheidet sich teilweise sehr stark von jener phobischen
Meidungsverhaltens (Ausnahme: besti
Zwangsstörungen stellen Bewältigungsversuche bei
generalisierten vital-bedrohlichen Ängsten, Unsicherheiten und Defiziten dar.
Wasch- und Reinigungszwänge leichter und mittelstarker Ausprägung ähneln phobischem Vermeidungsverhalten wesentlich mehr als die anderen Zwangstypen.
Es
bestehen phobieähnliche Erwartungsängste, wobei die Auslöser entweder vermieden
oder durch Säuberung nachträglich beseitigt werden (Ungeschehen-Machen).
Der
Sinn besteht in einer Reduktion der auslöserspezifischen Angst. Durch die
Rituale besteht die Gewissheit, sich effektiv zu verhalten.
Ordnungs- und Kontrollzwänge dienen oft dazu (als Folge primärer und sekundärer sozialer Defizite) die Selbstunsicherheit und die Angst vor Ablehnung durch andere zu reduzieren.
Indem soziale Normen in den Bereichen Ordentlichkeit, Genauigkeit,
Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit übererfüllt werden, sollen soziale Zusti
Diese Strategie wird im Alltags- und Berufsleben häufig angewandt und als sogar teilweise wirksam erlebt.
Wenn allerdings die erhofften Reaktionen ausbleiben, können die
Kontrollhandlungen dermaßen ausufern, daß ein Teufelskreis in Gang gesetzt wird:
das erhöhte Zwangsverhalten führt zu verminderter sozialer Anerkennung und
zunehmender Ablehnung, was wiederum ein noch intensiveres Zwangsverhalten
bewirkt.
Bei Kontrollzwängen besteht aus Angst vor Fehlern und deren Folgen ein übertriebenes Verantwortungsgefühl.
Oft werden auch Verunsicherungen durch neue Lebenssituationen durch Kontrollzwänge zu bewältigen versucht. Auch hier verleihen die Zwänge eine scheinbare Sicherheit.
Ähnlich bei Ordnungs- und Kontrollzwängen: die nötigen Rituale geben zwar noch Hoffnung auf die eigene Verhaltenseffektivität, sicherheitshalber werden jedoch – sehr viel früher als bei den anderen Zwängen – magische Elemente (z.B. Zähl- und Wiederholungszwänge) eingebaut.
Dadurch verkürzen sich die Zwangshandlungen, weil die Sicherheit
nicht mehr durch die eigenen Kontrollen, sondern durch die weniger aufwendigen
magischen Rituale (z.B. besti
Säuberungs-, Ordnungs- und Kontrollzwänge haben oft die intrapsychische
Funktion, von einer negativen Befindlichkeit bzw. von einer vorhandenen
Depression im Sinne einer „Beschäftigungstherapie“ abzulenken.
Zähl-, Wiederholungs-, Berührungs- und Sprechzwänge sind oft auch die „Rettung“, um stärker generalisierte Katastrophenängste, in Bezug auf die eigene oder nahe Personen zu bewältigen.
Diese Zwänge charakterisiert ein ausgesprochen magisches Denken
(z.B. „gute“ Zahlen wiederholen, besti
Die Betroffenen versuchen, durch besti
Sie können ihre Angst und Unsicherheit, daß ihnen oder anderen etwas zustoßen könnte, nicht durch eigene Überlegungen reduzieren, sondern nehmen Zuflucht zum Glauben an magische Kräfte.
Aus dem Alltagsleben gibt es dafür viele Beispiele
(z.B. Geburtsdaten als Lottozahlen).
Neuere Erklärungsmodelle weisen auf die Bedeutung des Gedächtnisses bei der Entwicklung von Zwängen hin.
Bei Kontrollzwängen fehlt den Betroffenen die subjektive Gewissheit, dass sie ihre Handlung effizient ausgeführt haben, sodass sie ein Gefühl der „Unvollständigkeit“ entwickeln.
Sie sagen etwa: „Ich war irgendwie nicht ganz da, als ich den Ofen, den Wasserhahn, die Tür kontrolliert habe, sodass ich alles nochmals kontrollieren muss“ oder sie fragen sich oft: „Habe ich die Tür wirklich abgesperrt oder nur daran gedacht, daß ich es tun soll?“
Menschen mit Kontrollzwängen fällt es oft schwer, zwischen der Erinnerung an tatsächlich ausgeführte und nur vorgestellte Handlungen zu unterscheiden.
Eine neuerliche Kontrolle soll dann der unbefriedigend erlebten Erinnerung einen „persönlichen Stempel“ aufdrücken.
Erinnerungen an die Motorik, an taktile oder
sensorische Aspekte werden zu wenig genutzt oder als zu wenig verlässlich
empfunden (sie rütteln z.B. an den Fenstern, ob sie wirklich geschlossen sind).
Der Schlüssel: verschieben und vermindern Sie Ihre Zwangsrituale, um
Angst, Unsicherheit und Restrisiko besser ertragen zu lernen!
Der Schlüssel zur eigenständigen Bewältigung von Zwangsstörungen besteht aus folgenden Punkten:
1. Konfrontation in der Vorstellung.
Stellen Sie sich vor, wie Sie sich einer bisher gemiedenen Situation aussetzen
(Schmutz, Unordnung usw.) und mit dieser viel lockerer und unkomplizierter
umgehen können.
2. Konfrontation in der Realität.
Konfrontieren Sie sich schrittweise oder gleich direkt ohne gestufte
Vorgangsweise mit gefürchteten Situationen Ihrer Umwelt (z.B. Verunreinigung
Ihres Körpers, Ihrer Kleidung, Ihrer Lieblingsgegenstände und
Wohnungseinrichtung mit Blut oder Staub vom Boden).
3. Ritualverhinderung.
Verzichten Sie auf die Ausführung von kognitiven oder verhaltensbezogenen
Ritualen (Waschen, Reinigen, Kontrollieren, zwanghaftes Zählen usw.). Lernen
Sie, alle auftretenden Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen besser
als bisher auszuhalten und alles etwas lockerer anzugehen. Begrenzen Sie vor
allem auch das Ausmaß Ihres Verantwortungsgefühls für ein mögliches Unglück, Sie
tragen nicht für alles die Verantwortung! Schieben Sie nach und nach wenigstens
die Durchführung der Rituale einige Zeit (vielleicht eine halbe Stunde) hinaus,
um besser mit Angst und Unruhe umgehen zu lernen.
4. Änderung der Denkmuster.
Bewerten Sie realistischer als bisher, wie gefährlich besti
5. Effizientere Bewältigung von Gefühlen.
Sie müssen lernen, mit Angstgefühlen und anderen unangenehmen Gefühle wie Wut
oder gar Hass konstruktiver umzugehen als auf zwanghafte Weise.
6. Bessere Ko
Zwängen erfolgreich widerstehen
Konfrontation ohne Rituale – Vermeiden und Neutralisieren aufgeben
Leiden Sie unter Zwängen? Auch in diesem Fall führt fast kein Weg an einer Konfrontation mit jenen Reizen vorbei, die die Zwangshandlungen auslösen.
Ziel ist es, sich diesen stellen zu können, ohne dass Sie verhaltensbezogene oder kognitive Rituale zur Reduzierung Ihrer Angst und Unruhe einsetzen.
Sie müssen
lernen, mit diesen Irritationen auf andere Weise umzugehen. Eine
Konfrontationstherapie bei Zwängen beruht auf zwei Strategien:
1. Konfrontation mit den zwangsauslösenden Reizen. Konfrontieren Sie sich gestuft oder massiert mit dem, was Sie fürchten
(z.B. Verunreinigung Ihres Körpers, Ihrer Kleidung, Ihrer Lieblingsgegenstände
und Wohnungseinrichtung mit Blut oder Staub vom Boden).
2. Unterlassung aller Rituale.
Auch wenn es schwer fällt: verzichten Sie im nächsten Schritt auf die gewohnten
und zwanghaft folgenden kognitiven oder verhaltensbezogenen Rituale (Waschen,
Reinigen, Kontrollieren, zwanghaftes Zählen usw.). Lernen Sie, alle auftretenden
Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen besser als bisher auszuhalten.
Die Konfrontationstherapie wird jedoch nur dann anhaltende Erfolge bringen, wenn Sie mit sich auch eine „kognitive Therapie“ durchführen, das heißt Ihre Denkmuster ändern.
Dabei werden Sie
hauptsächlich lernen, sich nicht mehr ausschließlich für irgendein mögliches
Unglück verantwortlich zu fühlen, beispielsweise: „Wenn ich die nächste Stunde
nicht alle meine Schritte i
Zunächst aber sollten Sie sich mit den folgenden Tipps für eine gestufte Konfrontationstherapie auseinandersetzen.
Stärker sein als alle Zwänge
Analysieren Sie Ihre Zwänge auf der individuellen Ebene!
Erstellen Sie eine Liste Ihrer Zwänge und reihen Sie diese nach dem Ausmaß der
Belastung. Ergründen Sie, wodurch Ihre Zwangsrituale bedingt sind: Was möchten
Sie verhindern? Was möchten Sie erreichen? Protokollieren Sie die Analysen Ihrer
Zwänge sowie alle Übungen hinsichtlich Art, Zeitpunkt und Dauer.
Charakterisieren Sie Ihre
Zwänge anhand einer Liste mit fünf Spalten. In der ersten Spalte beschreiben Sie
die Art des Zwangs möglichst präzise, in der zweiten Spalte vermerken Sie Ihre
Gedanken und Gefühle in Zusa
Analysieren Sie Ihre Zwänge auf der interaktionellen Ebene!
Analysieren Sie nun, in welchem Beziehungskontext Ihre Zwänge stehen. Durch welche psychosozialen Faktoren werden Ihre Zwänge sofort stärker?
Was können Sie über den Weg der
Zwänge von Ihrer sozialen Umwelt erreichen, was Ihnen sonst nicht so leicht
gelingen würde (z.B. die Durchsetzung besti
Welche Sicherheit in Beziehungen gewinnen Sie durch die Ausführung von Kontroll- und Reinigungszwängen (z.B. Verhinderung befürchteter Kritik wegen fehlerhafter Arbeitsweise)?
Wie können Sie in Beziehungen mehr vertrauen lernen,
ohne ständig Kontrolle ausüben zu müssen? Wie können Sie in Ihrer Familie
Einfluss beko
Prüfen
Sie den Wahrscheinlichkeitsgrad der Gefahr!
Jetzt betrachten Sie die Situation eher wie ein externer Beobachter: wie realistisch ist es wirklich, dass das Befürchtete eintritt?
Geben Sie dafür einen Wahrscheinlichkeitsgrad an, z. B. 1:100000, und erkennen Sie das wahre, ziemlich geringe Risiko. Gestehen Sie sich ein, dass Sie so wie die meisten Zwangskranken dieses kleine Restrisiko gerne überschätzen.
Der Gedanke an Gefahr bedeutet nicht, dass automatisch auch schon eine Gefahr gegeben ist.
Menschen
mit Zwängen glauben oft, dass allein bereits der Gedanke an etwas Besti
Begrenzen Sie Ihr Verantwortungsgefühl!
Lernen Sie sich vom Druck
der Zwänge emotional zu distanzieren. Folgender „Trick“ hilft Ihnen besti
Hilfreich ist auch die Selbstinstruktion „Es ist nur ein Gedanke. Weil ich etwas gedacht habe, will ich das noch lange nicht wirklich tun.“
Widerstehen Sie der Magie der Gedanken, die da lautet: „Was man denkt, das wird auch passieren, und dafür ist man dann auch verantwortlich.“
Bedenken Sie, dass Ihre Zwänge oft durch ein übermäßiges Verantwortungsbewusstsein geprägt sind, und lernen Sie ein gewisses Restrisiko zu ertragen.
Vergegenwärtigen Sie sich, welche Verantwortung Sie
nicht einzugehen wagen, weil Sie im Falle von Fehlern unerträgliche
Schuldgefühle befürchten.
Beginnen Sie Ihre Konfrontation mit einem mittelstarken Zwang!
Beginnen Sie Ihr
Übungsprogra
Steigern Sie bei Erfolgen den Schwierigkeitsgrad Ihrer Konfrontation!
Wenn Sie leichtere Zwänge überwunden haben, steigern Sie den Schwierigkeitsgrad der Konfrontationsübungen entsprechend Ihrer Liste.
Lassen Sie sich dabei durch
Tagesschwankungen Ihrer Erfolge nicht entmutigen, setzen Sie einen Schritt nach
dem anderen und werfen Sie bei Rückfällen – sie sind unvermeidbar – nicht sofort
die Flinte ins Korn.
Lassen
Sie sich täglich auf eine Konfrontation mit Ihren Zwängen ein!
Bitte bleiben Sie konsequent und üben Sie täglich mindestens ein bis zwei Stunden lang, da regelmäßige Konfrontationsübungen mehr Effekt haben als nur gelegentliche.
Es
besteht dann nämlich die Gefahr, dass Sie die Zwangsrituale nur punktuell durch
Vermeiden verhindern – das hat aber mit einer echten Zwangsbewältigung leider
nichts zu tun.
Halten
Sie die Konfrontation bis zum Abklingen der Angst und Unruhe durch!
Konfrontieren Sie sich mit den zwangsauslösenden Reizen und Situationen so lange, bis Angst, Unruhe oder Unbehagen um mindestens das halbe Ausmaß abnehmen.
Es ist nicht das Ziel, die
Konfrontation erst dann zu beenden, wenn Sie keine negativen Gedanken und
Gefühle mehr haben, sondern wenn Sie die zwangsauslösenden Reize so gut
ertragen, dass Sie ohne das gewohnte Ritual ausko
Wenn allerdings Angst und
Unbehagen angesichts eines besti
Geben
Sie Ihr Vermeidungs- und Wiedergutmachungsverhalten auf!
Stellen Sie sich allen zwangsauslösenden Reizen ohne Vermeidung und verzichten Sie auf Rituale jeglicher Art.
Halten Sie sich vor Augen:
Sie müssen nichts wiedergutmachen und keinen angeblich „sauberen“ Zustand
wiederherstellen, denn es ist nichts Schli
Verzichten Sie auch auf
magische Rituale (z.B. Zählen, besti
Stellen Sie sich allen
Situationen, die ein Zwangsritual auslösen könnten. Vermeiden Sie keine
Gelegenheit nur deshalb, weil Sie sonst stundenlang waschen, putzen oder
kontrollieren müssten. Je mehr Sie zu jeder Konfrontation bereit sind, umso
schneller werden Sie Ihre Zwänge überwinden.
Zögern
Sie Ihre Rituale möglichst lange hinaus!
Zögern Sie Ihr Bedürfnis nach Ausführung Ihrer Rituale zeitlich möglichst lange hinaus, um mit dem Druck besser umgehen zu lernen (z.B. erst nach 30 oder 60 Minuten erneut waschen oder kontrollieren), und lenken Sie sich dabei durch eine interessante Tätigkeit ab (z.B. Einkaufen gehen, Fernsehen, ein spannendes Spiel).
Es ist
schon ein großer Fortschritt, wenn Sie dem Druck der Zwänge nicht sofort
nachgeben und sich auf diese Weise zeigen, dass Sie stärker sind als Ihre
Zwänge.
Erlauben Sie sich nur anfangs nach kurzer Unterbrechung eine einmalige und kurze
Fortsetzung Ihres Rituals
Erlauben Sie sich zu
Beginn Ihres Selbsthilfeprogra
Sie sollen sich vertrauen lernen und bei einer späteren Unsicherheit diese Kontrolle wiedererinnern.
Wenn Sie Ihrer eigenen Kontrolle nicht mehr vertrauen, wird Ihr Zwangsverhalten bald extrem ausufern und Ihr Selbstvertrauen großen Schaden nehmen.
Lernen Sie, das dabei auftretende Unbehagen und Angstgefühl auszuhalten. Trotz späterer Unsicherheit verzichten Sie also bitte auf jeden weiteren Wasch- oder Kontrollzwang.
Lassen Sie auch keine
andere Person eine neuerliche Reinigung oder Kontrolle vornehmen, auch wenn
Ihnen dies sehr schwer fällt. Vergegenwärtigen Sie sich ganz intensiv die
durchgeführten Kontrollen und deren Effizienz.
Verschieben Sie Ihr Kontrollbedürfnis vom Ort des Geschehens auf Ihre
Aufzeichnungen!
Zur Sicherung einer einzigen Kontrolle erstellen Sie zu Beginn Ihrer Konfrontationsübungen eine Liste der zu kontrollierenden Objekte bzw. Sachverhalte.
Bei Kontrollzwängen in der Wohnung schreiben Sie jedes zu kontrollierende Objekt auf und haken es erst dann als erledigt ab, wenn Sie dies bei voller Aufmerksamkeit unter Entspannungsbedingungen (entspannte Ausatmung) geprüft haben.
Wenn Sie später doch unsicher werden sollten, betrachten Sie den entsprechenden Vermerk auf Ihrer Liste und lernen Sie auf diese Weise, Ihrer Prüftätigkeit zu vertrauen.
Lernen Sie, im Laufe der
Zeit ohne derartige Listen auszuko
Trennen
Sie sich nach einer Tätigkeit konsequent vom Ort des Zwanges
Verlassen Sie nach der
Konfrontation mit zwangsauslösenden Reizen die Situation für eine bis vier
Stunden, um der Gefahr von (erneuten) Zwangshandlungen zu entko
Durch die Ortsveränderung müssen Sie die Unsicherheit und Unkontrollierbarkeit der Situation ertragen lernen.
Es wird Ihnen
wahrscheinlich sehr schwer fallen, den Ort der Kontrolle zu verlassen, um
Einkaufen oder in die Arbeit zu gehen. Begrenzen Sie daher vor allem die
Kontrollen vor dem Verlassen der Wohnung oder des Arbeitsplatzes (z.B. nicht
länger als 15 Minuten kontrollieren).
Begrenzen Sie Ihr Zwangsritual auf eine besti
Begrenzen die Zeit, die Sie für Ihre Rituale zur Verfügung haben. Dies wird dazu führen, dass Sie rascher und effizienter vorgehen.
Wenn Sie
vorher keine Maximalzeit für die Ausübung Ihrer Zwänge festgelegt haben, werden
Sie durch den Druck Ihrer Emotionen endlos lange waschen, reinigen oder
kontrollieren.
Erstellen Sie klare Beurteilungskriterien für ein erfolgreiches Verhalten!
Erstellen Sie vor der Ausführung Ihres Zwangsrituals verlässliche Kriterien, anhand derer Sie danach genau erkennen können, ob Ihr Ritual wirklich den erwünschten Effekt erbracht hat.
Legen Sie diese Kriterien also bereits vor der Kontrolle fest, um dadurch Ihr späteres Bedürfnis nach neuerlicher Kontrolle oder Reinigung zu mildern.
Sie werden feststellen: Ihr Zwangsverhalten beruht teilweise darauf, dass Sie vorher keine ausreichend klar überprüfbaren Maßstäbe entwickelt haben, die Ihnen hinterher helfen, dem Druck Ihrer Angst und Unruhe standzuhalten. Wie erkennen Sie, dass Ihre Hände nicht mehr verseucht sind?
Legen Sie vor dem Waschen
fest, was Ihre Sauberkeit ausmacht! Besti
Ein Beispiel für einen
Waschzwang: Ihre Hände waschen Sie frühestens nach drei Stunden maximal 3
Minuten lang ohne spätere Wiederholung. Sie können dem Druck Ihrer Gefühle nur
widerstehen, wenn Sie klare Verstandes- und Verhaltenskriterien entwickelt
haben.
Bauen
Sie ein Alternativverhalten auf!
Zwänge lassen sich umso
leichter eindä
Die Beschäftigung mit anderen Themen lenkt Sie erfolgreich von Ihren Zwängen ab.
Erstellen Sie einen Tagesplan mit Fixpunkten, die Sie auf jeden Fall erledigen wollen, z.B. ein Hobby ausüben, eine halbe Stunde Sport oder in Ruhe Zeitung lesen, Treffen mit Bekannten, Besuch eines Kinos oder eines Hallenbades, abends fortgehen.
Rechnen Sie damit, dass Sie in Leerlaufphasen Zwänge als „Beschäftigungstherapie“ einsetzen könnten.
Treffen Sie Vorsorge für
ein erfülltes Leben, wo Zwänge i
Provozieren Sie Ihre Zwänge, um diese dadurch überwinden zu lernen!
Bei einem Wasch- und Reinigungszwang ist das folgende Vorgehen zwar sehr belastend, aber äußerst effektiv.
Berühren Sie mit Ihren Händen intensiv einen „verschmutzten“ Gegenstand (Türgriff mit den „Bazillen“ anderer Menschen, Fleischmesser mit Blut, Schuhsohle mit Straßenschmutz, Verpackungsmaterial für chemische Produkte usw.), eine „verseuchte“ Oberfläche (Abfallkübel, Mülltonne, Klobrille, Boden usw.) oder mit Ihren Fingern eine Körperausscheidung (Schweiß, Urin, Vaginalsekret, Menstruationsblut).
Halten
Sie die Berührung so lange durch, bis Angst, Unruhe und Unbehagen deutlich
abnehmen und erträglich erscheinen.
„Verseuchen“ Sie mit Ihren „verschmutzten“ Händen ganz bewusst Ihren ganzen Körper (Gesicht, Haar, Arme, Beine, Kleidung), alle Wohnräume und Gegenstände (Türgriffe, Polstermöbel, Sessel, Schreibtisch, Esstisch, Essbesteck, Lichtschalter, Elektrogeräte, Bettzeug, Handtücher, saubere Kleidung im Schrank, Arbeitsplatte in der Küche usw.).
Mit einem Tuch können Sie auch gefürchteten Schmutz von außerhalb Ihrer Wohnung mit nach Hause nehmen, Ihre Angehörigen damit „anstecken“ und durch Wischen überall verteilen.
Verzichten Sie hinterher auf Reinigungsrituale (Waschen, Putzen, Desinfizieren) und kognitive Rituale (Stoßgebete, magisches Zählen usw.).
Konfrontieren Sie sich auf
diese Weise im Laufe der Zeit (am besten durch ein zwei- bis vierwöchiges
Intensivprogra
Reinigen Sie bei einem Waschzwang versuchsweise die Hände den ganzen Tag nicht, ertragen Sie die Verschmutzung und provozieren Sie dadurch bewusst ein mögliches Unglück („Wer wird wohl schwer krank werden oder gar sterben müssen?“).
Die Wohnung reinigen Sie frühestens nach 3 Tagen, das „verschmutzte“ Bettzeug wechseln Sie erst nach einer Woche.
Vielleicht kann ein anderes Familienmitglied den nächsten Wohnungsputz
übernehmen, damit nicht alles so ordentlich gereinigt ist, wie Sie dies
wahrscheinlich tun würden.
Unterstützen Sie Ihre Konfrontationstherapie durch mentale Übungen!
Wenn Sie verständliche Schwierigkeiten haben, derartige Übungen sofort in der Realität auszuführen, üben Sie die Konfrontation mehrfach in der Vorstellung, beschreiben Sie mit geschlossenen Augen den ganzen Vorgang in der Ich-Form und in der Gegenwart (z.B. „Ich berühre jetzt mit der Hand einen ‘verschmutzten’ Gegenstand und anschließend den Fußboden und die Wohnungstür“), diktieren Sie den Ablauf auf Tonband (ohne neutralisierende kognitive Rituale) und hören Sie den Text mehrfach täglich an, bis Sie eine Konfrontation in der Realität wagen.
Durchdenken Sie die unangenehmen Szenen möglichst bildhaft bis zum Ende durch,
lassen Sie einen inneren Film ablaufen mit der grösstmöglichen Katastrophe,
bewerten Sie anschließend die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Endes und
wägen Sie ab, ob Sie angesichts des möglichen Gewinns (mehr Lebensqualität und
innere Freiheit) nicht doch dieses Risiko eigenverantwortlich (ohne Absicherung
bei anderen) eingehen könnten.
Lassen
Sie bei der Konfrontation alle Gedanken und Gefühle zu!
Konzentrieren Sie sich bewusst auf Ihre momentanen Gedanken und Gefühle, indem Sie diese während der Konfrontation in Worte fassen und vielleicht sogar laut aussprechen.
Machen Sie die Erfahrung,
dass Sie die aufko
Ekel führt oft zu Übelkeitsgefühlen. Das ist ganz normal. Sie müssen Ekelgefühle nicht überwinden, sondern nur besser aushalten lernen. Lassen Sie bei jeder Übung alle Gefühle und Gedanken zu, auch die unangenehmsten.
Auf diese Weise können Sie erkennen, welche Gefühle Sie innerlich wirklich haben, z.B. Ärger, Wut, Traurigkeit, Ekel.
Je mehr Sie Ihre Gefühle und Gedanken unterdrücken, desto häufiger und bedrängender werden diese auftreten. Durch den großen Druck Ihrer Angst- und Unruhegefühle ist es anfangs ganz normal, dass belastende körperliche Symptome auftreten werden.
Geben Sie deswegen Ihren
Zwängen nicht nach, sondern lernen Sie, diese Anspannung besser zu ertragen.
Reden
Sie innerlich mit sich und unterstützen Sie dadurch Ihr Verhalten!
Sagen Sie sich innerlich vor, was Sie bei der Konfrontation fürchten und stehen Sie dazu, etwa „Ich habe jetzt Angst, dass ich mich verschmutze. Wenn ich mich dann nicht gleich wasche, habe ich die Befürchtung, meine Tochter anzustecken, sodass sie krank wird oder gar stirbt, weil sie noch so klein ist“; „Wenn ich nicht alle Elektrogeräte kontrolliere, fürchte ich, dass eines davon die ganze Wohnung in Brand setzen könnte“.
Vergegenwärtigen Sie sich, was Ihnen mehr Sicherheit geben kann („Vor einer Stunde war ich unsicher, ob der Ofen, Wasserhahn, Lichtschalter usw. abgedreht ist. Ich habe daher genau kontrolliert und kann meiner Kontrolle vertrauen“; „Ich habe meine Hände vor 10 Minuten gründlich mit Seife gewaschen. Es reicht jetzt, sonst werden meine Hände durch das ständige Waschen noch ganz trocken, spröde und aufgeraut und machen mich erst recht anfällig für Infektionen“).
Verwenden Sie hilfreiche Selbstinstruktionen („Das ist ekelig, aber nicht
gefährlich“; „Es muss mir nicht gutgehen, ich muss es nur aushalten“; „Das ist
jetzt ordentlich genug, es muss nicht perfekt sein, denn es wird deswegen nichts
Gefährliches passieren“).
Verlassen Sie sich auf Ihren Verstand und nicht auf Ihre Gefühle!
Wenn Sie unter Zwängen leiden, wissen Sie vom Verstand her, dass Ihre Zwänge unsinnig sind, vom Gefühl her können Sie dennoch nicht danach handeln.
Akzeptieren Sie, dass Sie
mit diesem Selbsthilfeprogra
Ihre Gedanken, Gefühle und Impulse werden anfangs noch gleich belastend und unkontrollierbar erscheinen.
Das Gefühl, dass
Ihre Hände noch i
Dies wird sich erst später
ändern. Neues Verhalten schafft mit der Zeit neues Denken und Fühlen.
Erhöhen
Sie Aufmerksamkeit und Gedächtnis für möglichst effizientes Verhalten
Treffen Sie Vorkehrungen dafür, dass Sie die jeweilige Tätigkeit mit maximaler Aufmerksamkeit erledigen.
Wenn Sie sich während der Kontrollen recht bildhaft vorstellen, was passieren kann, falls Sie nicht ausreichend kontrollieren, verringern Sie durch die dabei auftretenden Angstzustände Ihre Aufmerksamkeit für die jeweilige Handlung.
Das ist dann wiederum ein Grund dafür, dass Sie bald den Zwang zu einer neuerlichen Kontrolle verspüren werden.
Eine teuflische Spirale!
Viele Zwangspatienten haben das Gefühl, während der Kontrollen nicht ganz da zu
sein, alles verschwo
Später misstrauen die Betroffenen auch ihrem Gedächtnis, sodass sie bei einer neuerlichen Kontrolle alles besser machen wollen.
Bedenken Sie: wenn Sie einmal Ihrer Kontrolle nicht mehr vertrauen, dann bauen Sie mit jeder weiteren Kontrolle Ihr Selbstvertrauen nicht auf, sondern ab.
Erzählen Sie sich in einem inneren Monolog, was Sie gerade tun, um auf diese Weise Ihre Aufmerksamkeit zu binden. Bleiben Sie ganz im Hier-und-Jetzt.
Prägen Sie sich den jeweiligen Kontrollvorgang ganz fest ein, u.a. auch bei geschlossenen Augen. Atmen Sie während des Kontrollierens von jedem Ofen- oder Lichtschalter, jedem Fenstergriff usw. entspannt aus, schließen Sie anschließend die Augen und stellen Sie sich vor, wie Sie die jeweilige Aufgabe richtig erledigt haben.
Gehen Sie erst dann zur
Kontrolle des nächsten Objekts bzw. weiteren Sachverhalts über, wenn Sie sich
die zuletzt vorgeno
Treffen Sie also bei allen Handlungszwängen, vor allem bei Kontrollzwängen, Vorkehrungen dafür, dass Sie sich richtig erinnern können, was Sie getan bzw. wie genau Sie kontrolliert haben.
Zur
besseren Nutzung der motorischen Informationen aus dem Handlungsvollzug sollten
Sie die jeweiligen Kontrollen auch mit geschlossenen Augen durchführen, um auf
Weise die motorischen Vollzüge besser in Ihrem Gedächtnis zu speichern und
später abrufen zu können.
Benutzen Sie andere Menschen nur zur Ermutigung und nicht zur Absicherung!
Sie kennen das wahrscheinlich aus eigener Erfahrung: Sie „müssen“ oft selbst nach stundenlanger Ausübung Ihres Rituals andere fragen, ob jetzt endlich alles passt und keine Gefahr mehr droht.
Damit
sollte nun Schluss sein: vermeiden Sie es ab sofort, Ihre Angehörigen in Ihre
Zwänge einzubeziehen! Fragen um Bestätigung, dass
Dies kann Ihnen zwar kurzfristig Erleichterung bringen, untergräbt jedoch langfristig Ihr Selbstvertrauen völlig.
Fragen Sie niemand, ob Sie ausreichend kontrolliert, gewaschen oder gereinigt haben! Lernen Sie, selbst die Verantwortung für Ihr Verhalten zu übernehmen.
Sie werden sonst völlig von Ihrer Umwelt abhängig.
Nehmen Sie bei Bedarf die Hilfe von Personen Ihres Vertrauens in Anspruch, um
die Konfrontation zu erleichtern, den Verzicht auf Zwangsrituale durchzuhalten
und Ermutigung und Unterstützung zu erhalten, verwenden Sie diese Hilfspersonen
jedoch nicht zu Ihrer Absicherung.
Entwickeln Sie Kriterien für das, was normal ist!
Zwangskranke mit langer Erkrankungsdauer haben im Laufe der Zeit das Gefühl für das verloren, was normal ist.
Orientieren Sie sich an Personen Ihres Vertrauens, beobachten Sie, was „Usus“
ist und definieren Sie darauf basierend Ihre neuen Maßstäbe.
Beispielsweise eine Orientierung bei Waschzwängen: waschen Sie sich die Hände nicht öfter als fünfmal am Tag, jedes Mal höchstens zwei Minuten lang und baden bzw. duschen Sie täglich nur einmal für höchstens zehn Minuten.
Waschen
Sie Ihre Hände nur nach dem Benutzen der Toilette, vor dem Essen, vor dem Umgang
mit Lebensmitteln oder wenn Ihre Hände sichtbar schmutzig sind. Verwenden Sie
Seife nur bei sichtbarem Schmutz.
Machen
Sie Entspannungsübungen zur Druckentlastung!
Bei
großem Unbehagen können Ihnen entspannende Atemübungen mit Betonung der
verlängerten Ausatmung helfen, den Druck besser auszuhalten. Später verzichten
Sie auf derartige Hilfen.
Nehmen Sie vor allem bei Zwangsgedanken auch besti
Studien haben gezeigt,
dass insbesondere bei schweren Zwangsgedanken besti
Mentales Training bei Zwangsstörungen
Wenn Sie unter Zwängen leiden sollten, haben Sie wahrscheinlich folgendes Problem: Sie glauben, dass das, was Sie denken und sich ausmalen, tatsächlich so eintreffen wird, und Sie wären dann dafür verantwortlich.
Eine schlechte Lösung wäre: nichts Negatives vorstellen, sonst passiert es tatsächlich und Sie wären schuld daran.
In der
Folge müssen Sie etwa die Vorstellung, die kranke Großmutter könnte sterben,
oder ein Autofahrer könnte auf der überfüllten Schnellstraße zu Urlaubsbeginn
tödlich verunglücken, möglichst perfekt unterdrücken.
Unser Vorschlag dagegen
lautet: stellen Sie sich mögliche Gefahren und Gefährdungen besti
Die Macht Ihrer Gedanken
reicht nicht so weit, dass das befürchtete Unglück tatsächlich eintritt, und
wenn doch etwas passiert, haben Sie es möglicherweise – genauso wie vielleicht
auch andere Menschen – vorausgeahnt und sind daran nicht persönlich schuldig
geworden.
Wenn Sie zwangsauslösende Situationen noch nicht in dieser Art und Weise anzugehen wagen, können Sie diesen wenigstens mental begegnen, jedoch ebenfalls ohne Rituale.
Eine
mentale Konfrontationstherapie stellt in diesem Sinn eine gute Vorbereitung auf
die reale Begegnung mit den entsprechenden Situationen dar. Wir geben Ihnen dazu
einige Anregungen:
· Berühren
Sie in Ihrer Vorstellung vermeintlich verseuchte Dinge oder Menschen ohne
anschließendes Waschen und verbreiten Sie diesen „Schmutz“ in der ganzen
Wohnung.
· Schalten Sie mental alle elektrischen Küchengeräte
ab und verlassen Sie dann ohne neuerliche Kontrolle Ihre Wohnung. Denken Sie
daran, dass i
· Stellen
Sie sich vor, jemand aus Ihrer Verwandtschaft oder Bekanntschaft könnte
erkranken oder sterben. Gestehen Sie sich Ihre Gefühle der ängstlichen
Besorgtheit bzw. der Traurigkeit ein, tun Sie aber nichts, um diese Gefahren
durch Rituale zu bannen. Sie sind durch Ihre Gedanken nicht schuld daran, wenn
tatsächlich etwas passieren sollte.
· Lassen Sie Ihre Gefühle des Ärgers über eine besti
· Wenn Sie
Probleme im Umgang mit Messern haben, weil Sie dadurch sich oder jemand anderen
verletzen könnten, stellen Sie sich vor, wie Sie mit einem scharfen Messer in
der Küche arbeiten und dabei Ihre „gefährlichen“ Gedanken denken, ohne dass Sie
deswegen gleich unnötige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.
Denkmuster ändern bei Zwangsstörungen
Wenn Sie unter einer Zwangsstörung leiden, sind Sie zumindest in bestimmten Bereichen ein sehr unsicherer Mensch und möchten über die Zwänge mehr Sicherheit erreichen.
Sie sind stets vom Bemühen getragen, auf keinen Fall einen Fehler zu begehen, weil Sie wissen, dass Sie dies depressiv, das heißt schuldhaft, verarbeiten würden.
Ihre Zwänge beruhen auf zwei zentralen Denkfehlern, die
zusammen die ganze Dynamik Ihrer Zwangsstörung ausmachen:
1. Sie überschätzen in erheblicher Weise die
Wahrscheinlichkeit einer Bedrohung, vor allem jedoch können Sie ein gewisses
Restrisiko nicht tolerieren. Diese Sichtweise teilen Zwangskranke mit
Angstpatienten.
2. Sie überschätzen das Ausmaß Ihrer persönlichen
Verantwortung für ein bestimmtes Geschehen. Diese Auffassung teilen Zwangskranke
mit depressiven Patienten.
Analysieren und verändern Sie vor allem fünf typische
Denkmuster, wenn Sie unter Zwängen leiden sollten:
Überschätzung der Bedeutung der Zwangsgedanken
• Wenn ich negative Gedanken habe, bin ich ein
schlechter Mensch.
• Wenn ich verwerfliche Gedanken habe, bin ich
dafür genauso verantwortlich und schuldig, wie wenn ich entsprechende Taten
gesetzt hätte (z.B. Fremdgehen).
• Wenn ich meine Gedanken nicht kontrollieren
kann, kann ich auch mein Verhalten nicht kontrollieren.
Überschätzung der Wahrscheinlichkeit von schweren Folgen
eines Ereignisses
• Wenn ich die Kaffeemaschine nicht abschalte,
wird die Wohnung abbrennen.
• Wenn ich die Tür nicht abschließe, wird ein
Einbrecher kommen.
• Wenn ich mich nicht ordentlich wasche, werde
ich beim nächsten Händedruck jemand gesundheitlich gefährden.
Überschätzung der eigenen Verantwortung für ein Ereignis
• Wenn sich in meinem Haus jemand verletzt, bin
ich dafür verantwortlich.
• Wenn jemand krank wird, ist das meine Schuld.
• Wenn ich meinen Zählzwang nicht ausführe, wird
meine Mutter sterben.
Bedürfnis nach Perfektion
• Wenn ich etwas nicht perfekt kann, tue ich
lieber überhaupt nichts, dann habe ich wenigstens nichts falsch gemacht.
• Wenn ich einen Fehler mache, zeigt dies meine
Unfähigkeit und Unvollkommenheit.
• Ich könnte nicht damit leben, wenn ich einen
Fehler begehen würde.
Falsches Einschätzen der Konsequenzen der Angst
• Wenn ich denke, dass etwas Schlimmes passiert,
wird dies auch geschehen.
• Wenn ich meine Aggressionsimpulse nicht
unterdrücken kann, ist jemand durch mich gefährdet.
• Wenn ich meine Zwänge nicht ausführe und
dementsprechend unruhig bin, werde ich in der Arbeit viele schwere Fehler
machen.
Sie wissen nun, wo Sie ansetzen müssen, wenn Sie unter
Zwängen leiden:
• Verändern Sie Ihre Sichtweisen hinsichtlich
der erwarteten Bedrohung! Schätzen Sie das Eintreffen bestimmter Ereignisse
realistischer ein. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit wirklich, dass Sie etwa
durch einen Händedruck AIDS oder eine andere schwere Krankheit bekommen könnten?
Sie kennen doch den Spruch von Erich Kästner: „Das Leben ist immer
lebensgefährlich“.
• Reduzieren Sie Ihr Bedürfnis nach 100 Prozent
Sicherheit! Warum ist es für Sie so wichtig, alles perfekt machen zu müssen? Was
wäre, wenn Sie einmal einen Fehler machen, der auch anderen passieren könnte?
Ist Ihnen Ihr Perfektionsstreben wirklich so viel Wert, dass Sie dabei in vielen
Bereichen am Leben vorbeigehen und nichts mehr genießen können, weil Ihr Leben
ständig bedroht ist?
• Reduzieren Sie das Ausmaß Ihrer persönlichen
Verantwortung! Was genau können Sie wirklich sinnvoll tun, um verantwortlich zu
handeln und wo überschätzen Sie Ihre Möglichkeiten, auch wenn Sie noch so große
Schuldgefühle haben, dass z.B. wegen Ihrer Gedanken Ihre Großmutter im kommenden
Jahr sterben könnte? Haben Sie auch schon überlegt, welche Verantwortung und
Schuld andere Menschen haben, dass bestimmte Befürchtungen nicht eintreten? Sie
messen mit zweierlei Maß! Sie geben sich die gesamte Schuld an allem, während
Sie die Verantwortung der anderen unterschätzen.
Ich verstehe, dass diese kurz und bündig formulierten Anregungen für Sie nicht so leicht umsetzbar sind, sonst hätten Sie Ihre Zwänge schon längst aufgegeben.
Und schließlich haben diese ja auch einen Sinn: Zwänge stellen den Versuch dar, mehr Selbstsicherheit zu gewinnen.
Dahinter steckt meist eine längere Vorgeschichte mit großen Unsicherheiten und Unberechenbarkeiten in der Familie, in Partnerschaft oder im Beruf, wo es Ihnen nicht gelungen ist, eine angemessene Selbständigkeit und Autonomie zu entwickeln.
Zwänge machen das scheinbar wett und geben durch ihre rigide Struktur einigermaßen Sicherheit bei sozialen Defiziten und mangelnder sozialer Kompetenz – und sie ermöglichen auch eine Manipulation anderer Menschen.
Häufig stellen Zwänge auch ein Ventil für unterdrückte
Aggressionen dar. Sie sollten daher nicht nur gegen Ihre Zwänge kämpfen, sondern
vor allem auch an einer besseren sozialen Kompetenz arbeiten.