Dr. Hans Morschitzky
Klinischer Psychologe, Psychotherapeut
Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie
A-4040 Linz, Hauptstraße 77
Tel.: +43 732 778601 E-Mail: morschitzky@aon.at
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Lösungsorientierte problemfokussierte Kurzzeittherapie
Grundannahmen und Strategien bei Kurzzeittherapien
Es handelt sich bei den angeführten Punkten um eine Zusammenstellung dessen, was sich aus der Kombination meiner beiden Ausbildungsmethoden, nämlich Verhaltenstherapie und Systemische Familientherapie (namentlich lösungsorientierte Kurzzeittherapiemodelle), ergibt:
1) Unterbrechungen negativer Muster sind oft
ausreichend
Eine lang
anhaltende Störung braucht zwar häufig auch längere Zeit
zur Korrektur als eine kurzzeitige Krise oder eine plötzlich auftretende
Symptomatik ohne Chronifizierung, die Therapie muss aber dennoch nicht bis zur
vollständigen Symptombeseitigung fortgeführt werden. Häufig reicht es, einige
zentrale problemerzeugende
Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und den Teufelskreis zu durchbrechen, in
dem man schon seit Jahren gefangen ist. Dann gibt es neue
Entwicklungsmöglichkeiten, die man alleine weiterverfolgen kann.
Persönlichkeitsveränderung ist zudem ein lebenslänglicher, nie abgeschlossener
Prozess. Die eigentliche Therapie kann oft kurz sein.
2) Vermittlung neuer Sichtweisen und konkreter
Problemlösungsstrategien
Kurzzeittherapien versuchen neben der Unterbrechung negativer Denk- und
Verhaltensmuster rasch einige wenige positive Veränderungen einzuleiten, die die
Hoffnung auf weitere Veränderung stärken.
Einerseits eröffnen neue Sichtweisen neue Verhaltensmöglichkeiten,
andererseits führen rasche Verhaltensänderungen oft zu neuen Erkenntnissen und
Einsichten ohne langwierige Analysen.
3) Orientierung auf positive Ziele statt Fixierung auf
die Probleme
Wenn
das Symptom weg ist (z.B. Ängste, Depression, Alkohol, Essstörung), was tritt
dann an dessen Stelle und was kann man dann mehr tun als vorher? Was davon
könnte man bereits jetzt trotz der Probleme zu tun versuchen? Wenn absolut
nichts möglich ist, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass das Symptom ein
wichtiger Schutz vor etwas ist, das mehr Probleme bereiten würde als das
gegenwärtige Symptom. Beliebte Fragen an Klienten: „Angenommen, Sie würden über
Nacht gesund, was hätte dies für Folgen für Ihr Leben?“, „Woran werden andere
erkennen, dass Sie gesund sind?“
4) Vorhandene Fähigkeiten nutzen
Eine Veränderung kommt immer aus der Person
des Klienten, der Therapeut kann nur einen Anstoß dazu geben. Ein
Psychotherapeut kann seelische Störungen nicht reparieren wie ein KFZ-Mechaniker
ein Auto oder ein Arzt eine rein organisch bedingte Krankheit, sondern ist auf
die aktive Mitarbeit des Klienten angewiesen. Welche Möglichkeiten und
Fähigkeiten können genutzt werden? Was ist jetzt trotz allem positiv, was geht
gut? Daraus erwachsen die Kräfte und Energien zur eigenständigen Veränderung.
5) Konkrete, überprüfbare Erfolgskriterien
beschleunigen die Veränderung
weil das Ziel klarer wird. Die oft so
beliebten globalen Therapieziele (z.B. selbstsicher, durchsetzungs-, kontakt-,
leistungsfähig, harmonische Ehe ohne Streit) sind so umfassend, manchmal
utopisch, dass nicht erkannt werden kann, wann genau ein Anfangserfolg und wann
genau der Gesamterfolg erreicht ist. Dies führt zu chronischer Unzufriedenheit
und schließlich zur Resignation, dass sich ohnehin nichts ändern wird, weil man
keine Fortschritte sieht. Ich lege daher Wert darauf, dass die Erfolge schon
vorher ganz konkret als sichtbare Verhaltensweisen und überprüfbare innere
Zustände und Einstellungen beschrieben werden können, und zwar in Form einer
schrittweisen Änderungsabfolge: Woran genau erkennt man erste Fortschritte,
woran genau weitere Erfolge?
6) Weg der kleinen Schritte
Die Zerlegung eines Traumziels in
realisierbare und konkret überprüfbare Teilziele ist für viele Klienten eine der
schwersten, zugleich aber auch wichtigsten Aufgaben. Denn es erfordert
Bescheidenheit und Geduld mit sich selbst. Bei resignativen Klienten mit oft
langjähriger Symptomatik ist es das erste und entscheidende Therapieziel,
kleine, aber sichtbare Anfangserfolge zu erreichen. Was ist die kleinstmögliche
Veränderung, die bereits einen Fortschritt bedeuten würde? Welche konkreten
Verbesserungen sind z.B. bei einer Kurzzeittherapie von 10 Stunden
realistischerweise zu erwarten? Was sollte man vorerst einmal ohne
Änderungsversuche besser als bisher annehmen und aushalten lernen?