Dr. Hans Morschitzky

Klinischer und Gesundheitspsychologe

Psychotherapeut

Verhaltenstherapie und Systemische Familientherapie

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Das bio-psycho-soziale-Krankheitsmodell:  Ein modernes Konzept und seine Folgen

 

Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell ist das heute gängige Krankheitsverständnis in der modernen Medizin. Es gibt keine rein organische, rein psychische oder typisch psychosomatische Erkrankung. Alle Krankheiten werden in jeweils unterschiedlichem Ausmaß bestimmt durch biologische, psychologische, soziale und gesellschaftliche Faktoren. Demnach haben primär körperliche Erkrankungen (z.B. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm- Erkrankungen, Diabetes, chronifizierte Bandscheibenprobleme, chronische Schmerzen) seelische und soziale Folgen, oft auch psychosoziale Auslöser oder Verstärker, d.h. die Art der psychischen Verarbeitung und der Lebensumstände bestimmt das tatsächliche Ausmaß der erlebten Beeinträchtigung. Andererseits spielen auch bei primär psychischen Störungen (z.B. bei Depressionen) körperliche Faktoren eine große Rolle.

 

Jede Krankheit umfasst also in jeweils unterschiedlichem Ausmaß folgende vier Aspekte:

 

1. Körperliche Aspekte (Biologie):

 

2. Psychologische Aspekte (Person):

 

3. Soziale Aspekte (soziale Umwelt): 

 

4.  Gesellschaftliche Aspekte:  

 

Zentrale Punkte des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells

 

  1. Die frühere Unterscheidung zwischen organischen und psychischen bzw.  psychosomatischen Erkrankungen ist zu einseitig, weil sie auf einer entweder-oder-Sichtweise (entweder rein organisch oder rein psychisch bedingt) beruht statt auf einer sowohl-als-auch-Sichtweise (sowohl körperlich als auch psychosozial beeinflusst). Die traditionelle Unterscheidung von Krankheiten in rein organmedizinische, rein psychosomatische und rein psychische Störungen vernachlässigt die multifaktorielle Bedingtheit von Krankheiten.

  2. Der Begriff der psychosomatischen Erkrankung ist veraltet, weil er angesichts des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells überflüssig wird. Bei jeder Erkrankung bestehen biologische, psychologische, soziale und ökologische bzw. gesellschaftliche Aspekte, die während der ganzen Behandlung zu berücksichtigen sind, um maximale und anhaltende Behandlungseffekte zu erreichen.

  3. Die strikte Unterscheidung zwischen krank und gesund ist überholt. Menschen sind auf der biologischen, psychologischen und öko-sozialen Ebene mehr oder weniger funktionsfähig und sollen durch eine Behandlung  die bestmögliche Verbesserung, Funktionsfähigkeit und Lebensqualität erreichen.

  4. Gesundheit ist ein relativer Begriff und kann nicht nur einseitig in Bezug auf einen medizinischen Idealzustand definiert werden. Gesundheit ist nicht einfach die Abwesenheit von jeder Krankheit  (es gäbe dann kaum wirklich völlig gesunde Menschen), sondern die Fähigkeit, aufgrund der vorhandenen Stärken (Ressourcen) die organischen, psychologischen und öko-sozialen Störungen so beeinflussen und kontrollieren zu können, dass  zentrale Lebensziele weiterhin verwirklicht werden können.

  5. Verschiedene Berufsgruppen (nicht nur Ärzte) sind bei der Behandlung primär körperlicher Erkrankungen von Bedeutung, d.h. es ist eine multiprofessionelle Behandlung notwendig.