Krankhafte Angst: Angsterkrankung

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Dr. Hans Morschitzky

Klinischer Psychologe, Psychotherapeut

Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie

A-4040 Linz, Hauptstraße 77     

Tel.: 0043 732 778601  E-Mail: morschitzky@aon.at

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Gesunde Angst: Realangst - krankhafte Angst: Angststörung

 

Angst ist ein ganz normales menschliches Gefühl, genauso wie Freude, Liebe, Ärger, Wut oder Traurigkeit, und stellt damit eine Grundbefindlichkeit des menschlichen Seins dar. Angst zeigt auf, was uns wichtig ist, und zwar so wichtig, was wir es nicht verlieren möchten: Leben, Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Sozialprestige, Unabhängigkeit, Angehörige, materielle Güter, Zuneigung anderer Menschen u.a. Nur wer nichts und niemanden geliebt hat, hat keinerlei Verlustängste.

Angst ist ein biologisch gesteuertes Warnsignal angesichts einer subjektiven Bedrohungseinschätzung und bewirkt eine Alarmreaktion des Körpers. Der Körper wird auf Kampf oder Flucht vorbereitet – ohne langes Nachdenken: das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Atmung wird beschleunigt und die Muskeln werden angespannt, um der Gefahr möglichst schnell zu entkommen.

Man unterscheidet drei Arten von Angst: angemessene Angst („Alltagsangst“, Realangst), primäre Angststörungen und sekundäre Angstsyndrome (z.B. als Begleitsymptomatik von Depressionen oder als Folgesymptomatik von hirnorganischen Erkrankungen oder Substanzentzug).

Angst wird krankhaft, wenn sie ohne reale Bedrohung zu stark, zu lange und zu häufig auftritt, mit belastenden körperlichen Symptomen einhergeht, aufgrund der Vermeidung wichtiger Aktivitäten die schulische, berufliche, soziale und private Funktionsfähigkeit beeinträchtigt und die zunehmende Lebenseinschränkung ohne fremde Hilfe nicht mehr bewältigt werden kann.

Krankhafte Ängste werden als „Angststörungen“ bezeichnet. Das internationale Diagnoseschema ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – in Österreich seit 2001 verbindlich – unterscheidet zwei Grundformen von Angststörungen, die wiederum verschiedene Arten mit einer jeweils typischen Mindestzahl von Symptomen umfassen, wie sie abschließend im Angst-Fragebogen aufgelistet sind:  

1.    Phobische Störungen (früher „Phobien“ genannt):

Agoraphobie (ohne bzw. mit Panikstörung):
deutliche und anhaltende Furcht vor bzw. Vermeidung von mindestens zwei von vier Situationen: Menschenmengen, öffentliche Plätze, allein Reisen, Reisen mit weiter Entfernung von zu Hause

Soziale Phobien:
deutliche Furcht vor bzw. Vermeidung von Situationen wie im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten.

Spezifische Phobien: deutliche Furcht vor bzw. Vermeidung vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation (außer einer Agoraphobie oder einer sozialen Phobie), spezifizierbar nach fünf Typen:

-        Tier-Typ (z.B. Insekten, Hunde)

-        Naturgewalten-Typ (z.B. Sturm, Wasser)

-        Blut-Injektion-Verletzungs-Typ

-        Situativer Typ (z.B. Fahrstuhl, Tunnel)

-        Andere Typen (z.B. Angst zu erbrechen oder zu ersticken)

2.    Sonstige Angststörungen (früher „Angstneurose“ genannt):

Panikstörung: wiederholte Panikattacken, die nicht auf eine spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt bezogen sind und oft spontan auftreten (d.h. die Attacken sind nicht vorhersagbar); die Panikattacken sind nicht verbunden mit besonderer Anstrengung, gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situationen

Generalisierte Angststörung: über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten vorherrschende Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme

Bei phobischen Störungen werden stehen eher äußere Auslöser (Objekte, Situationen, andere Menschen) im Mittelpunkt, bei den sonstigen Angststörungen eher innere Auslöser (der eigene Körper mit seinen Symptomen oder bestimmte Denkmuster).

 

Behandlung von Angststörungen

Viele Menschen mit Angststörungen werden rein psychotherapeutisch oder rein pharmakotherapeutisch behandelt.

In schweren, oftmals bereits chronischen Fällen – vor allem auch in Verbindung mit anderen psychischen Störungen (z.B. Depressionen) – ist die Kombination von Psychotherapie und Psychopharmakotherapie am aussichtsreichsten.

Die medikamentöse Behandlung besteht in der kurzfristigen Verabreichung von rasch wirksamen Tranquilizern, die nach einigen Wochen zur Vermeidung von Abhängigkeit ausgeschlichen werden sowie in der längerfristigen Verordnung bestimmter Antidepressiva, vor allem der so genannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), da der Botenstoff Serotonin bei Angststörungen ebenso wie bei Depressionen eine große Rolle im Hirnstoffwechsel spielt.

Es sind aber auch andere Psychopharmaka – zumindest als Ergänzung –  hilfreiche Mittel, um weniger Angst und mehr Lebensqualität zu haben.

In psychotherapeutischer Hinsicht können alle 22 in Österreich anerkannten Methoden einen besseren Umgang mit krankhaften Ängsten ermöglichen und zu mehr Vertrauen zu sich selbst und zur Zukunft führen.

Die Verhaltenstherapie hat jedoch die umfangreichsten  Behandlungskonzepte mit den besten Erfolgsnachweisen entwickelt; diese können jedoch problemlos in andere psychotherapeutische Vorgangsweisen integriert werden.

Angstbewältigung besteht nicht in der Vermeidung oder gar Verleugnung der Angst, sondern in der konstruktiven Annahme der vorhandenen Ängste.

Nicht die Angst an sich gilt es zu bekämpfen, sondern den richtigen Umgang mit ihr zu lernen.

Die erfolgreiche Behandlung von Menschen mit Angststörungen erfordert ein situationsspezifisches Vorgehen unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte:

Viele kostenlose Informationen zu Angststörungen bietet die Homepage des Autors: www.panikattacken.at.

  

Diagnose von Angststörungen – Fragebogen auf der Basis der ICD-10-Forschungskriterien

 

 

Treten bei Ihnen folgenden Symptome attackenartig (akut-plötzlich) oder länger dauernd auf? Sie können auch beides markieren. Markieren Sie jene Symptome, die in der letzten Zeit aufgetreten sind.  

attacken-artig

länger dauernd

1.

Herzrasen oder störendes Herzklopfen

O

O

2.

Schweißausbrüche

O

O

3.

fein- oder grobschlägiges Zittern

O

O

4.

Mundtrockenheit (nicht als Medikamentennebenwirkung)

O

O

5.

Atembeschwerden

O

O

6.

Beklemmungsgefühl

O

O

7.

Schmerzen oder Missempfindungen in der Brust

O

O

8.

Übelkeit oder sonstige Magenbeschwerden

O

O

9.

Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit

O

O

10.

Depersonalisation (sich weit weg, nicht ganz da fühlen) oder Derealisation (die Objekte erscheinen unwirklich)

 O

 O

11.

Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden, auszuflippen

O

O

12.

Angst zu sterben (als Folge attackenartiger Symptome)

O

O

13.

Hitzewallungen oder Kälteschauer

O

O

14.

Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle

O

O

15.

Muskelverspannung, akute und chronische Schmerzen

O

O

16.

Ruhelosigkeit und Unfähigkeit sich zu entspannen

O

O

17.

Aufgedrehtsein, Nervosität, psychische Anspannung

O

O

18.

Kloßgefühl im Hals oder Schluckbeschwerden

O

O

19.

Übertriebene Reaktionen auf Überraschung/Erschrecktwerden

O

O

20.

Konzentrationsschwierigkeiten, Leeregefühl im Kopf wegen der ständigen Sorgen oder Ängste

 O

 O

21.

anhaltende Reizbarkeit

O

O

22.

Einschlafstörung wegen der ängstlichen Besorgtheit

O

O

23.

Erröten oder Zittern (Angst, dadurch negativ aufzufallen)

O

O

24.

Angst zu erbrechen (Angst, dadurch negativ aufzufallen)

O

O

25.

Harn-/Stuhldrang bzw. Angst davor (wegen der Auffälligkeit)

O

O

1.    Verdacht auf Panikstörung: gleichzeitiges Auftreten von mindestens 4 Symptomen aus 1.-14. (davon 1 Symptom aus 1.-4.) – attackenartig auftretend, nicht auf bestimmte Situationen oder Objekte bezogen sowie spontan (nicht vorhersagbar); diese Symptome werden als gefährlich oder lebensbedrohlich erlebt (ohne körperliche Anstrengung und sichtbare Ursache).

 2.    Verdacht auf generalisierte Angststörung: mindestens 4 Symptome aus 1.-22. (davon ein Symptom aus 1.-4.) – mindestens 6 Monate lang in einem Zeitraum mit vorherrschender Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme.

3.    Verdacht auf Agoraphobie (Platzangst): mindestens 2 Symptome aus 1.-14. (davon 1 Symptom aus 1.-4.) – auftretend in mindestens 2 von 4 Situationen: Menschenmengen, öffentliche Plätze, allein Reisen, Reisen mit weiter Entfernung von Zuhause.

 4.    Verdacht auf soziale Phobie: mindestens 2 Symptome aus 1.-14. sowie mindestens 1 Symptom aus 23.-25. – auftretend jeweils in sozialen Situationen.