Angstkrank: Selbsthilfe bei Angststörungen
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Dr. Hans Morschitzky
Klinischer Psychologe, Psychotherapeut
Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie
A-4040 Linz, Hauptstraße 77
Tel.: 0043 732 778601 E-Mail: morschitzky@aon.at
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Angststörungen: Selbsthilfe bei Angstkrankheiten
Morschitzky, H. (2019). Wenn Angst das Leben bestimmt. Erfolgreiche Selbsthilfe bei Angststörungen. Ostfildern: Patmos Verlag. 203 Seiten.
Dieses Buch bietet einen Überblick über die Angststörungen nach dem internationalen Diagnoseschema ICD-10 (Generalisierte Angststörung, Panikstörung, Agoraphobie, Soziale Angststörung, Spezifische Phobien) und stellt die besten Selbsthilfestrategien dar.
Ich betrachte dieses Buch als meinen wichtigsten Ratgeber, sodass ich es allen Betroffenen und deren Angehörigen als Erstlektüre empfehle.
Im Folgenden das Vorwort und das Inhaltsverzeichnis.
Als Klinischer Psychologe und Psychotherapeut mit Ausbildung in Verhaltenstherapie und Systemischer Familientherapie habe ich mich in meiner Praxis in Linz, Österreich, auf die Behandlung von Menschen mit Angst- und Panikstörungen spezialisiert.
Nach Selbsthilfebüchern zu allen fünf Angststörungen des internationalen Diagnoseschemas ICD-10, die großteils bei Patmos erschienen sind, fasse ich die wichtigsten Strategien im Umgang krankhafter Angst und Furcht in diesem Ratgeber zusammen und stelle sie – und das ist neu - in den Kontext neurobiologischer und bedürfnisorientierter Konzepte.
Neurobiologisch kommt es darauf an, dem Angstsystem mit den Stresshormonen Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol durch zwei andere Hormonsysteme, die positive Emotionen auslösen, die Macht zu nehmen:
Das Belohnungssystem mit Dopamin als zentralem Hormon entfacht Vorfreude und Leidenschaft, das Bindungssystem mit Oxytocin und anderen Hormonen vermittelt Bindung und Geborgenheit. Das wirkt angstdämpfend ohne Psychopharmaka.
Nach bedürfnisorientierten Konzepten gelten Angststörungen – in Anlehnung an die Modelle des amerikanischen Psychologen Abraham Maslow und des deutschen Psychotherapieforschers Klaus Grawe – als Störungen im Umgang mit der Bedrohung von fünf zentralen Grundbedürfnissen: Gesundheit und körperliches Wohlbefinden, soziale und ökonomische Sicherheit, Bindung und Geborgenheit, Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz, Autonomie und Kontrolle.
Die Befriedigung dieser Grundbedürfnisse erfolgt über personenspezifische Annäherungsziele, die Abwehr von Bedrohungen der Grundbedürfnisse durch „gesunde“ Vermeidungsziele.
Menschen mit Angststörungen konzentrieren sich einseitig auf krankheitsverstärkende Vermeidungsziele („keine Angst, Furcht und Panik mehr haben“, „keine Unlustgefühle mehr verspüren“) statt auf attraktive Annäherungsziele („Was kann ich tun, damit ich trotz mehr oder weniger Angst, Furcht und Unwohlsein sowie trotz Angst vor Panikattacken meine zentralen Grundbedürfnisse befriedigen, meine wichtigsten Werte leben und meine vorrangigsten Ziele erreichen kann?“). Sie sind bestrebt, das Restrisiko von Bedrohungen zu minimieren, statt bedürfnisbasierte Lebenschancen zu maximieren.
Die Betroffenen müssen lernen, ihre zentralen Grundbedürfnisse wahrzunehmen und zu befriedigen, die hinter ihrer Angststörung stehen, sodass in der Folge davon ihre Ängste das krankheitswertige Ausmaß verlieren.
Menschen werden nach bedürfnisorientieren Konzepten dann angstkrank, wenn sie sich nicht primär auf die gesund erhaltende Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse konzentrieren, sondern einseitig und übermäßig auf die Abwehr aller möglichen Bedrohungsszenarien.
Drei falsche Problemlösungsstrategien machen Angst krankheitswertig: Kontrollieren der Angst mithilfe bestimmter Sicherheitsstrategien, permanentes Vermeiden gefürchteter Situationen ohne Erfolgserlebnisse und Überfixierung auf mögliche Bedrohungen.
Diese Strategien führen in die Sackgasse von Angststörungen, die das Leben immer mehr bestimmen.
Dieses Buch möchte Ihnen Hoffnung machen und Erfolgserlebnisse durch den besseren Umgang mit Ihrer Angststörung vermitteln.
Teil 1 bietet einen Überblick über gesunde und krankheitswertige Ängste.
Es werden die fünf Angststörungen nach dem ICD-10 vorgestellt, danach auch deren multifaktorielle Ursachen.
Teil 2 beschreibt bedürfnisorientierte und neurobiologische Modelle und stellt Zusammenhänge mit allen Angststörungen her.
Teil 3 präsentiert zahlreiche Selbsthilfestrategien zur erfolgreichen Bewältigung von Angststörungen.
Zur Vertiefung empfehle ich allen Interessierten auch meine Ratgeber zu den einzelnen Angststörungen.
Ich bedanke mich bei Frau Dr. Christiane Neuen vom Patmos Verlag für die wunderbare langjährige Zusammenarbeit, für zahlreiche konstruktiv-kritische Rückmeldungen und viele Verbesserungen im Sinn einer leichteren Lesbarkeit und Verständlichkeit dieses Buches.
Für Rückmeldungen zu diesem
Buch bin ich Ihnen dankbar. Alle Daten dazu finden Sie auf meiner Homepage
https://panikattacken.at.
Hans
Morschitzky
Inhalt
Vorwort
Normale und krankhafte Ängste
Normale Ängste – wenn Angst das Leben schützt
Angst
– eine überlebensnotwendige Emotion
Drei Grundformen von Angst: Erwartungsangst – Furcht –
Panik
Vier Ebenen von Angst: Körper – Gedanken – Gefühle –
Verhalten
Angststörungen – wenn Angst krank macht
Angststörungen nach dem ICD-10
Agoraphobie – wenn in
zahlreichen Situationen das Fehlen von Fluchtwegen, Vertrauenspersonen oder
Hilfsmitteln gefürchtet wird
Soziale Phobie – wenn in
sozialen Situationen Blamage, Kritik und Ablehnung gefürchtet werden
Spezifische Phobien – wenn
in bestimmten Situationen belastendes Unwohlsein oder körperliche Bedrohung
gefürchtet werden
Panikstörung – wenn in
harmlosen Situationen spontan auftretende Panikattacken gefürchtet werden
Generalisierte
Angststörung – wenn angesichts einer ungewissen Zukunft alles Mögliche
gefürchtet wird
Häufigkeit und Verlauf von
Angststörungen
Ursachen von
Angststörungen
Teil 2
Krank
machender Umgang mit bedrohten menschlichen Grundbedürfnissen und zentralen
Motivationssystemen
Ängste als Ausdruck der
Bedrohung zentraler Grundbedürfnisse
Vielfältige Konzepte
menschlicher Grundbedürfnisse
Fünf zentrale
Grundbedürfnisse des Menschen: die Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow
Vier psychische
Grundbedürfnisse und zwei Motivationssysteme: das neurobiologische Modell von
Klaus Grawe
Drei neurobiologische
Motivationssysteme: Alarmsystem, Belohnungssystem und Bindungssystem nach Tobias
Esch
Angststörungen in
Zusammenhang mit fünf zentralen Grundbedürfnissen
Angststörungen als krank machende
Bewältigungsstrategien zur Befriedigung der zentralen Grundbedürfnisse
Teil 3
Erfolgreiche Selbsthilfe bei Angststörungen
Das
Selbsthilfeprogramm im Überblick
Vierstufiges Grundkonzept: Wege aus dem Teufelskreis
der Angst
Gesundes Annäherungsverhalten aufbauen: So
verwirklichen Sie Ihre Ziele und Grundbedürfnisse trotz Angst und Furcht
Gesundes Vermeidungsverhalten abbauen: So machen Sie
aus Ihrer Angst eine gute Freundin
Ungesundes Kontrollverhalten schrittweise aufgeben:
So stärken Sie das Vertrauen zu sich selbst
Ungesundes Vermeidungsverhalten sukzessive
vermindern: So machen Sie positive Erfahrungen ohne Flucht und Vermeidung
Agoraphobie – den Aktionsradius ausweiten statt weiter einschränken
Gesundes Verhalten
ausbauen: Suchen Sie mit und trotz Angst und Furcht alle Situationen auf, die
Ihnen wichtig sind
Gesundes
Vermeidungsverhalten beachten: Gehen Sie Schritt für Schritt vor, ohne sich zu
überfordern
Krank machendes
Kontrollverhalten unterlassen: Verzichten Sie sukzessive auf alle Hilfsmittel
und verlassen Sie sich auf sich selbst
Krank machendes
Vermeidungsverhalten überwinden: Vermeiden Sie nichts aus unberechtigter Angst
vor Symptomen und Situationen
Soziale
Phobie – soziale Situationen als Chance statt als Bedrohung erleben
Gesundes Verhalten
ausbauen: Lassen Sie sich trotz Angst vor Kritik und Ablehnung auf andere
Menschen ein im Bewusstsein Ihrer Stärken und Schwächen
Gesundes
Vermeidungsverhalten beachten: Meiden Sie bewusst jene sozialen Kontakte und
Situationen, in denen Sie sich auch ohne Angst nicht wohlfühlen
Krank machendes
Kontrollverhalten unterlassen: Reduzieren Sie die kritische Selbstbeobachtung
und ständige Kontrolle Ihres Verhaltens
Krank machendes
Vermeidungsverhalten überwinden: Vermeiden Sie nichts, was Sie mit anderen
zusammen eigentlich gerne tun und erleben möchten
Spezifische Phobien – einzelnen Objekten und
Situationen mutig begegnen statt ausweichen
Gesundes Verhalten
ausbauen: Konzentrieren Sie sich trotz Angst und Furcht voll und ganz auf das,
was Sie erreichen möchten
Gesundes
Vermeidungsverhalten beachten: Stehen Sie zu sich – Sie müssen nicht alles
können und tun
Krank machendes
Kontrollverhalten unterlassen: Bauen Sie im Laufe der Zeit alle
angstverstärkenden Hilfsmittel ab
Krank machendes
Vermeidungsverhalten überwinden: Unterlassen Sie alle Flucht- und
Vermeidungsstrategien, die Ihr Leben erheblich einschränken
Panikstörung – dem Körper wieder vertrauen statt ängstlich gegenüberstehen
Gesundes Verhalten ausbauen:
Nutzen Sie
wirksame Strategien zur Bewältigung Ihrer Panikattacken
Gesundes
Vermeidungsverhalten beachten: Vermindern Sie reale Gesundheitsrisiken
Krank
machendes Kontrollverhalten unterlassen:
Verzichten Sie auf unnötige Kontrollen Ihres Körpers und Ihrer Gesundheit
Krank machendes
Vermeidungsverhalten überwinden: Gehen Sie raus aus jeder ungesunden
Schonhaltung
Generalisierte Angststörung – in
der Gegenwart handeln statt im Sich-Sorgen-Machen verharren
Gesundes Verhalten
ausbauen: Tun Sie trotz ängstlicher Besorgtheit das, was Ihnen wichtig ist
Gesundes
Vermeidungsverhalten beachten: Stehen Sie zu hilfreicher Vorsicht und gesunder
Besorgtheit
Krank machendes
Kontrollverhalten unterlassen: Akzeptieren Sie Ihre Ängste und Sorgen ohne
Unterdrückung und Kontrolle
Krank machendes
Vermeidungsverhalten überwinden: Stärken Sie das Vertrauen in sich, in die
Umwelt und in die Zukunft
Schluss
Anmerkungen
Literatur