Hyperventilation
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Dr. Hans Morschitzky
Klinischer Psychologe, Psychotherapeut
Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie
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Tel.: 0043 732 778601 E-Mail: morschitzky@aon.at
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Überatmung - Stressatmung
Bei
Angst, Aufregung,
Wut und Stress ist die Atmung oft entweder rasch und flach mit
eingestreuten Seufzerzügen oder sie wechselt von unruhiger Mittellage zur
Hyperventilation (schnell und tief). Plötzliches Erschrecken kann zu einem
vorübergehenden Atemstillstand führen, gefolgt von einer intensivierten Atmung.
Das
Hyperventilationssyndrom tritt vor allem bei jüngeren Menschen auf, bevorzugt im
zweiten und dritten Lebensjahrzehnt.
Die Art der Atmung (fast
ausschließlich Brustatmung, geringe oder fehlende Bauchatmung) kann bei
ansonsten unklaren Symptomen den Verdacht auf ein Hyperventilationssyndrom
untermauern. Zur Überprüfung dient ein Hyperventilationstest für drei Minuten,
wobei die Betroffenen erkennen lernen, wie ihre Symptome entstehen.
Menschen
mit Ängsten, chronischer Stressbelastung und Verspannung atmen flach und
unergiebig aus dem oberen Brustkorb heraus und nutzen damit nur ein Drittel bis
zur Hälfte der Lungenkapazität. Bei mehr
Sauerstoffbedarf atmen sie noch stärker mit dem Brustkorb statt intensiver mit
dem Zwerchfell. Durch die schnelle Atmung kommt es zum belastenden Herzrasen.
Den Betroffenen fällt die Hyperventilation oft gar nicht auf, so dass sie diese
auch nicht als die Ursache ihres Herzrasens erkennen können.
Die generelle Einatmung durch den Mund, wie sie insbesondere bei Menschen mit Allergien, Asthma oder Atemwegserkrankungen vorkommt, begünstigt bei Angst, Aufregung oder Stress ohne gleichzeitige Bewegung eine Hyperventilation. Oft wird die Hyperventilation nicht durch Angst, sondern durch Wut oder Aggression ausgelöst.
Hyperventilation wird einerseits
häufig durch chronische Muskelverspannungen im Brustkorb begünstigt, führt
andererseits aber auch zu Brustschmerzen, wenn bei fast vollständig gefüllter
Lunge hyperventiliert wird (so genannte. aufgesetzte Hyperventilation).
Hyperventilation führt zur Überdehnung der Muskeln zwischen den Rippen, was
Schmerzen bzw. Ziehen in der Brust hervorruft. Weiteres, noch tieferes Einatmen
führt zu verstärktem Schmerz bzw. Ziehen.
Die Betroffenen sollten die
körperlichen Vorgänge bei einer Hyperventilation genau verstehen, um die so
häufige Beunruhigung durch die dabei auftretenden Symptome zu vermindern.
Deshalb wird im Folgenden eine ausführliche Erklärung geboten.
Unter dem
Hyperventilationssyndrom versteht man eine über das physiologische Bedürfnis
hinausgehende Beschleunigung und Vertiefung der Atmung, wodurch im Blut der
Sauerstoffanteil ansteigt und der Kohlendioxidgehalt stark abfällt.
Das Atemminutenvolumen liegt durchschnittlich 95%, im
Anfall sogar bis zu 500% über dem Soll.
Hyperventilation bedeutet, dass man schneller und/oder tiefer atmet, als es für
die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und den Abbau von Kohlendioxid nötig
ist. Es wird zuviel Sauerstoff eingeatmet und zuviel Kohlendioxid ausgeatmet.
Ohne körperliche Bewegung sinkt der Kohlendioxidanteil im Blut besonders stark
ab, weil nicht genügend Kohlendioxid in den Muskeln gebildet wird.
Hyperventilation bewirkt eine Fehlregulation des Gasstoffwechsels im Bereich der
Lungenbläschen und infolgedessen eine Verminderung des
Kohlendioxidpartialdrucks, wodurch es zu einer Verschiebung des
Säure-Basen-Gleichgewichts kommt.
Kohlendioxid ist zwar ein Abfallprodukt, muss jedoch in
einem bestimmten Verhältnis zum Sauerstoff im Körper vorhanden sein. Durch den
Kohlendioxidmangel steigt der pH-Wert (Säure-Basen-Verhältnis im Blut): das Blut
wird basisch. Das massive Absinken des Säuregehalts im Blut wird
„respiratorische Alkalose“ genannt. Bei starker Hyperventilation kann der
Kohlendioxidanteil im Blut in weniger als 30 Sekunden um 50% abnehmen. Innerhalb
einer Minute treten Symptome auf.
Hyperventilation bewirkt über die Kohlendioxidreduktion eine Erniedrigung der
Kalziumionen-Konzentration im Blut, d.h. der Anteil von ionisiertem Kalzium im
Blut sinkt ab, wodurch die Nervenzellen erregbarer werden und leichter eine
Alarmreaktion (Bereitstellungsreaktion) ausgelöst werden kann.
Wenn das Kohlendioxid, das von Eiweißkörperchen im Blut transportiert wird,
durch die Hyperventilation (insbesondere bei fehlender körperlicher Bewegung) im
Blut stark abnimmt, lagert sich normalerweise neben anderen Stoffen das
Erdalkalimetall Kalzium enger an das Eiweiß.
Kalzium ist ein wichtiger
Bestandteil des Blutes und wird neben der Stärkung der Knochen u.a. auch zur
Funktionsfähigkeit der Nervenzellen und der Muskel benötigt. Kalzium ist im Blut
teilweise an Eiweiß gebunden, teilweise schwimmt es als freier Bestandteil ohne
Verbindung zu anderen Blutbestandteilen im Blut herum. Das freie Kalzium im Blut
wird um so weniger, je mehr Stellen am Bluteiweiß wegen des stark abgeatmeten
Kohlendioxids frei werden.
Das freie Kalzium im
Blut ist u.a. dafür verantwortlich, dass die Muskeln geschmeidig arbeiten
können. Wenn weniger freies Kalzium im Blut ist, werden
die Nerven erregbarer, und die Muskeln beginnen sich zu verkrampfen.
Gewöhnlich merkt man dies zuerst an einem Kribbeln in den Lippen bzw. im Bereich
des Mundes, bald darauf ziehen sich die Lippen zusammen („Kussmundstellung“).
Dann kribbelt es in Händen und Füßen, und die Finger ziehen sich zusammen, so
dass die Hände wie Pfoten aussehen („Pfötchenstellung“) und im Extremfall gar
nicht mehr bewegt werden können. Neben Kribbeln, Pelzigkeit und
Taubheitsgefühlen können in Brust und Hals auch Druck- oder Engegefühle
entstehen.
Durch die engere Bindung der
Kalziumionen an das Eiweiß im Blut verengen sich auch die Blutgefäße im Gehirn,
was die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn beeinträchtigt und zu Schwindel,
Konzentrationsstörungen und Schwarzwerden vor den Augen führt und die bestehende
Angst und Unruhe verstärkt. Gleichzeitig wird das sympathische Nervensystem
aktiviert, so dass eine Notfallsreaktion immer wahrscheinlicher wird, die dann
als Panikattacke erlebt wird.
Hyperventilation führt über den Kalziumabfall zur Verkrampfung der Bronchien und
der Stimmritzen. Wegen der zunehmenden
Angst, keine Luft zu bekommen, und wegen des Drucks im Brustkorb atmen die
Betroffenen noch tiefer und heftiger. Da weiterhin keine Bewegung erfolgt, wird
der Kohlendioxidmangel im Blut noch größer.
Nicht einmal im Extremfall führt hyperventilationsbedingte Sauerstoffnot zur Ohnmacht, wie eine niederländische Studie an Versuchspersonen ergab, die mindestens 90 Minuten lang so schnell und tief atmeten, als sie konnten. Es ist jedoch eine Hyperventilationstetanie möglich, d.h. ein krampfartiger Anfall, der für Unerfahrene wie ein epileptischer Anfall ausschaut, so dass Beobachter unnötigerweise den Notarzt rufen.
Der Arzt verabreicht
oft eine Kalziumspritze zur Krampflösung. Die künstliche Zufuhr von Kalzium löst
rasch den Muskelkrampf (Tetanie). Eigentlich handelt es sich dabei um einen
typischen Placeboeffekt, weil bei einer
Hyperventilation nur ein relativer und kein absoluter Kalziummangel gegeben ist.
Die Kalziuminjektion bewirkt ein subjektives Wärmegefühl in Händen und Füßen,
was dem Gefühl des Absterbens der Extremitäten entgegenwirkt.
Bei starken Tetanien
wird oft auch eine Beruhigungsspritze (Valium®, Rivotril®)
verabreicht, was meist unnötig ist, weil deren Wirkung weit über den
Hyperventilationszeitraum hinaus anhält, so dass man sich noch Stunden später
benommen fühlt.
Richtige,
langsame Atmung, gleichzeitige Bewegung während der Atmung bzw. eine Papiertüte,
ein Taschentuch oder die hohle Handinnenfläche vor dem Mund, um das ausgeatmete
Kohlendioxid wieder einzuatmen, sind gut geeignet, den Kohlendioxidgehalt im
Blut rasch zu steigern und die Muskeln geschmeidiger zu machen.
Eine Hyperventilation bewirkt folgende Symptome:
anhaltendes
Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können, verbunden mit dem Zwang, ein paar
Mal tief durchatmen zu müssen, Atemnot und Druck auf der Brust, Herzklopfen und
Herzrasen, Herzschmerzen, Brustschmerzen (durch Überspannung der Muskeln
zwischen den Rippen), Engegefühl über der Brust (Gürtel- und Reifengefühl),
Gefühllosigkeit, Kribbeln („Ameisenlaufen“) und Zittern an Händen (besonders in
den Fingerspitzen), Füßen und Beinen, Kribbeln um die Mundregion, taube Lippen,
Globusgefühl (Zusammenschnüren der Kehle), Verkrampfung der Hände
(„Pfötchenstellung“), kalte Hände und Füße, Zittern, Muskelschmerzen, Druck im
Kopf und Oberbauch, Bauchbeschwerden (durch das Luftschlucken), Übelkeit,
Schwindel, Benommenheit, Unwirklichkeitsgefühle, Pupillenerweiterung,
Sehstörungen, Gefühl, wie auf Wolken zu gehen, Angst, ohnmächtig zu werden, und
Todesangst (wegen der Erstickungsgefühle).
Menschen, die chronisch
hyperventilieren, haben oft keine eindeutig abgrenzbaren akuten Anfälle, nur
relativ unspezifische und vage Beschwerden, selten Atemstörungen oder
Tetaniezeichen. Als Leitsymptome des chronisches Hyperventilationssyndroms
gelten: Schwindel, Brustschmerzen, kalte Hände und Füße sowie verschiedene
psychische Beschwerden (Müdigkeit, Schlappheit, Schläfrigkeit, Wetterfühligkeit,
Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Reizbarkeit, Angespanntheit,
ängstliche oder depressive Symptomatik).
Somatoforme autonome Funktionsstörung,
respiratorisches
System
Eine junge Frau mit 20 Jahren wird
innerhalb eines Jahres wegen derselben Symptomatik in vier verschiedenen
Krankenhäusern aufgenommen. Die erste Untersuchung erfolgt auf einer
Lungenabteilung über Zuweisung durch ihren Hausarzt. Sie klagt seit einigen
Wochen über Atemnot und einen Druck auf der Brust. Sie hat aufgrund ihrer
Symptome die Angst, ebenfalls unter Asthma zu leiden wie dies bei ihrem Bruder
vor zwei Jahren diagnostiziert wurde. Die Patientin kann beruhigt entlassen
werden, es gibt keine Hinweise auf eine asthmatische Erkrankung.
Einige Monate später bekommt sie in
einer Diskothek eine Hyperventilationsattacke mit einem Krampfanfall, der auf
die Umstehenden so beeindruckend wirkt, dass sie glauben, Augenzeugen eines
epileptischen Anfalls geworden zu sein. Die herbeigerufene Rettung bringt die
Patientin auf eine neurologische Abteilung zur Durchuntersuchung bei Verdacht
auf eine Epilepsie. Mit den besten Untersuchungsmethoden ergeben sich keine
Hinweise auf eine erhöhte zerebrale Krampfbereitschaft, sodass die Patientin mit
Verdacht auf eine Hyperventilationstetanie entlassen wird. Sie ist von der
Mächtigkeit des Anfalls stark beeindruckt und fürchtet sich vor einem
neuerlichen Anfall. Ein Arzt erklärt ihr daher ganz genau die Vorgänge bei einer
Hyperventilation und rät ihr, immer eine Papiertüte mit sich zu führen, um das
vermehrt ausgeatmete Kohlendioxid auf diese Weise wieder einatmen zu können.
Vier Monate später bekommt sie im
Elternhaus des Freundes eine neuerliche Hyperventilationsattacke. Sie misstraut
den Ergebnissen der letzten Untersuchung und wünscht eine Durchuntersuchung auf
der neurologischen Abteilung eines anderen Krankenhauses, wobei sie den letzten
stationären Aufenthalt bewusst verschweigt. Die Diagnose einer Hyperventilation
wird bestätigt durch den beigezogenen Konsiliarpsychiater, der ihr zu einer
Psychotherapie rät, da der Verdacht auf eine emotionale Problematik bestehe. Die
Patientin macht davon keinen Gebrauch, weil sie nicht verstehen kann, wie ihr
ein Psychotherapeut bei ihrer Hyperventilationsneigung helfen könne. Sie hält
mehr von dem Vorschlag eines anderen Arztes, im Falle einer spürbarer
Beunruhigung rasch einen im Sinne einer Bedarfsverordnung verschriebenen
Tranquilizer einzunehmen.
Drei Monate später befindet sich
die Patientin mit ihrem Freund auf einem Sommerurlaub in den Bergen. Nach einem
geselligen Beisammensein mit anderen Urlaubsgästen bekommt sie in Anwesenheit
ihres Freundes eine heftige Hyperventilationsattacke, die dazu führt, dass er
sie in das nächstgelegene Bezirkskrankenhaus bringt, wo nach einer kurzen
Untersuchung und der Erhebung der Vorgeschichte eine Panikstörung diagnostiziert
wird. Es wird ihr abermals zu einer Psychotherapie geraten. Zu Hause erkundigt
sie sich über die Möglichkeiten einer Psychotherapie bei ihrem Hausarzt, der ihr
drei Psychotherapeuten zur Auswahl nennt. Wegen der diagnostizierten
Panikstörung kommt sie in meine Praxis, weil sie der Hausarzt davon informiert
hat, dass ich mich auf die Behandlung von Patienten mit einer Panikstörung
spezialisiert habe.
Nach genauer diagnostischer
Abklärung ergibt sich eher das Bild eines Hyperventilationssyndroms als das
Vollbild einer Panikstörung, sodass die Diagnose einer somatoformen autonomen
Funktionsstörung des respiratorischen Systems angebracht erscheint.
Die Verhaltensanalyse ergibt
eindeutige Zusammenhänge mit der Partnerschaft. Vor der ersten stationären
Aufnahme warf die Patientin ihrem Freund mehrfach verärgert vor, dass er sich zu
wenig um sie kümmere und verabredete Treffen nicht einhalte, sodass sie
überlegte, ob sie die Beziehung überhaupt noch fortsetzen sollte. Die
Hyperventilation in der Diskothek hing mit dem Umstand zusammen, dass sie
verärgert war, wie intensiv er mit anderen jungen Frauen in Gespräche verwickelt
war und sie dabei zu wenig beachtete. Die Hyperventilation im Elternhaus des
Freundes erfolgte nach einem unterdrückten Ärger über ihren Freund, der bei
einer Diskussion den Standpunkt seiner Mutter eingenommen hatte, sodass sie sich
von ihm im Stich gelassen fühlte. Die Hyperventilation im Urlaub trat nach einer
Meinungsverschiedenheit auf, wie man den Tag verbringen könnte. Sie hatte den
Eindruck, dass ihr Freund zu wenig auf ihre Wünsche eingehe.
Unter Einbeziehung des Freundes in die Psychotherapie
bestätigt sich die Vermutung, dass die Hyperventilation in Verbindung mit einem
Machtkampf zwischen dem Paar zu sehen ist. Der Freund wirft ihr vor, dass sie
ihn zu sehr binden wolle, was er sich nicht gefallen lasse, weil er in der
Beziehung seine Selbständigkeit bewahren wolle. Die Patientin ärgert sich
einerseits über ihn und bekommt andererseits Angst, dass er sie nicht mehr
lieben und daher bald verlassen könnte.
Eine somatoforme autonome
Funktionsstörung des respiratorischen Systems (F45.33) umfasst
funktionelle Beeinträchtigungen der Atemregulation bei intaktem Atemapparat
(Thoraxwand, Lungen, Atemmuskulatur). Die wichtigste Störung ist das
Hyperventilationssyndrom.
Das Hyperventilationssyndrom ist
charakterisiert durch „Lufthunger“, thorakales Druck- oder Engegefühl und
atypische pektanginöse Schmerzen. Es besteht eine emotional bedingte, über das
physiologische Bedürfnis hinausgehende Beschleunigung und Vertiefung der Atmung,
wodurch der Sauerstoffanteil im Blut ansteigt und der Kohlendioxidgehalt stark
abfällt (Veränderung des Säure-Basen-Haushalts des Blutes im Sinne einer
respiratorischen Alkalose).
Der Kohlendioxidabfall führt zu einer Reduktion des ionisierten Kalziums im Blut (das für die Geschmeidigkeit der Muskeln erforderliche freie Kalzium im Blut nimmt stark ab), was eine Übererregbarkeit (Tetanie) der Muskulatur bewirkt. Die Hypokapnie erhöht den zerebralen Gefäßwiderstand und vermindert dadurch den Blutfluss im Kopf.
Als Folge der physiologischen Veränderungen treten zahlreiche Symptome auf: anhaltendes Gefühl nicht richtig durchatmen zu können, verbunden mit dem Zwang, ein paar Mal tief durchatmen zu müssen, Atemnot („Lufthunger“), Druck auf der Brust, Brustschmerzen, Engegefühl über der Brust, Herzklopfen und Herzrasen, Herzschmerzen, Gefühllosigkeit, Kribbeln und Zittern an Händen (besonders in den Fingerspitzen), Füßen und Beinen, Kribbeln um die Mundregion, taube Lippen, Globusgefühl (Zuschnüren der Kehle), Verkrampfen der Hände („Pfötchenstellung“), kalte Hände und Füße, Muskelschmerzen, Druck im Kopf und Oberbauch, Bauchschmerzen (durch das Luftschlucken), Übelkeit, Sehstörungen, Gefühl „wie auf Wolken zu gehen“, Angst ohnmächtig zu werden, Todesangst.
Bei längerer Hyperventilation kommt es aufgrund des Krampfzustandes der Blutgefäße zu einer Minderdurchblutung des Gehirns mit der Folge von geistigen Symptomen wie Benommenheit, Schwindel, Unwirklichkeitsgefühlen, Konzentrationsstörungen und leichten Bewusstseinsstörungen.
Bei richtiger Atmung normalisiert sich der pH-Wert des Blutes rasch wieder, sodass keine medizinische Intervention (Kalzium-Spritze, Beruhigungsspritze, Plastiktüte vor dem Mund) erforderlich ist.
Bei Angst, Aufregung, Wut und Stress ist die Atmung oft entweder rasch und flach mit eingestreuten Seufzerzügen oder sie wechselt von unruhiger Mittellage zur Hyperventilation (schnell und tief). Plötzliches Erschrecken kann zu einem vorübergehenden Atemstillstand führen, gefolgt von einer intensivierten Atmung.
Das Hyperventilationssyndrom wird oft als Unterform der Panikstörung angesehen, ähnlich wie die Herzphobie. Beiden gemeinsam ist der appellative Charakter der Symptomatik. Das Hyperventilationssyndrom tritt vor allem bei jüngeren Menschen auf, bevorzugt im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt.
Die Symptomatik kommt bei Frauen dreimal so häufig vor wie bei Männern. Menschen mit einem chronischen Hyperventilationssyndrom weisen in weniger als 1% der Fälle eine Zwerchfellatmung auf.
Empfehlung der Videos des Psychiaters Dr. Thomas Weiss
Auf die Videos von Dr. Thomas Weiss zu den Zusammenhängen von Angst und
falscher Atmung sowie zur richtigen Atmung möchte ich hier ganz besonders
hinweisen:
Atemstörungen und
chronische Hyperventilation
Chronische
Hyperventilation und die Folgen
Die akute und die
chronische Hyperventilation
Mundatmung hat
Folgen
Gehirndurchblutung
und Erschöpfung - Teil 1
Chronische
Erschöpfung und CFS - Teil 2
Biologie der Panik - Teil 1
Biologie der Panik
- Teil 2
Biologie
der Panik - Teil 3
Hyperventilation
und Panik
Der Psychiater
Dr. Thomas Weiss aus Mannheim zeigt auf, dass Panikattacken durch
eine Hyperventilation ausgelöst werden können.
Genau genommen stellt eine
reine Hyperventilation
sowie die anhaltende Angst davor keine Panikattacke dar, sondern eine
Somatoforme autonome Funktionsstörung,
respiratorisches System, ähnlich wie
der psychogene Husten.
Die Theorie vom
falschen Erstickungsalarm
wurde bereits vor Jahrzehnten vom amerikanischen Psychiater
Donald
Klein
vertreten, dessen Forschungen bzw. Behauptungen in den 1960er-Jahren dazu
geführt hatten, dass die bisher weltweit übliche Diagnose der Angstneurose
erstmals 1980 im amerikanischen psychiatrischen Diagnoseschema DSM-III
aufgegeben wurde, indem die Symptomatik unterteilt wurde in Panikstörung und
Generalisierte Angststörung.
Nur bei einer relativ kleinen Gruppe von Menschen mit Panikattacken wurde die
erste Panikattacke durch eine heftige Hyperventilation ausgelöst.
Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat die Behauptung, dass alle Panikattacken
durch Hyperventilation ausgelöst würden, überzeugend wiederlegt, wie in meinem
Buch "Angststörungen"
nachzulesen ist.
Donald Klein hatte vor seiner Theorie vom falschen Erstickungsalarm behauptet,
dass eine Panikattacke durch eine reine Störung im Gehirnstoffwechsel ausgelöst
werde und durch
Antidepressiva
(damals Tofranil) wirksam behandelt werden könne, ähnlich wie die früher
sogenannte endogene Depression eine reine Gehirnstoffwechselstörung sei.
Erwartungsängste, das heißt die Angst davor, könnten dagegen wirksam durch
Tranquilizer
(langfristig abhängig machende Beruhigungsmittel) behandelt werden.
Das erste diesbezügliche Medikament heißt
Alprazolam
und ist unter den Markennamen Xanax, Xanor und Tafil bekannt.
Es wurde bei Menschen mit Panikattacken in den USA in den ersten Jahren in einer
Tagesdosis von 3, 4 oder sogar 6 mg verordnet - bis man im Laufe der Zeit den raschen
Abhängigkeitseffekt erkannte.
Das Mittel wird von Ärzten vielfach auch heute noch weltweit als erste Maßnahme
gegen Panikattacken verschrieben, bis nach 2-3 Wochen das gleichzeitig
verschriebene Antidepressivum (ein Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie
Sertralin/Zoloft, Escitalopram/Cipralex oder Paroxat/Seroxat) zur Wirkung kommt
und der Tranquilizer ausgeschlichen wird.
Im ICD-10 heißt anstelle von Angstneurose der Überbegriff
Sonstige
Angststörungen
(Panikstörung, Generalisierte Angststörung u.a.) - neben der
Gruppe der Phobien.
Im neuen ICD-11 wird auf diese Überkategorie gänzlich verzichtet.
Im Folgenden ein interessanter Artikel aus dem Internet
Serie: Funktionelle
Störungen – Funktionelle Atemstörungen: Das Hyperventilationssyndrom
Deutsches Ärzteblatt 96,
Heft 11 vom 19.03.99, Seite A-694 [MEDIZIN: Zur Fortbildung]
Das akute Hyperventilationssyndrom ist eine häufige Störung, die selten diagnostische oder therapeutische Probleme bereitet. Die vielfältigen Beschwerden der chronischen Hyperventilation lassen sich einerseits durch die zugrundeliegenden psychischen Störungen und andererseits durch die respiratorische Alkalose erklären.
Die Diagnose wird durch
Anamnese, Provokation der Symptome im Hyperventilations-Expositionsversuch und
durch eine direkte Messung des pCO2 gesichert. Die Therapie des
Hyperventilationssyndroms stützt sich auf das ärztliche Gespräch mit
entsprechender Information des Patienten (Psychoedukation), auf eine
Verbesserung der Atemtechnik durch physiotherapeutische Techniken,
Entspannungsverfahren sowie auf Psychopharmaka (Antidepressiva).
Das Krankheitsbild ist definiert durch eine über die physiologischen Bedürfnisse
hinausgehende Erhöhung der Atemfrequenz und Atemtiefe, die zur Verminderung des
pCO2 im Blut führen. Zu den pathophysiologischen Vorgängen, die zu einer
beschleunigten Atemfrequenz führen, gehören das Absinken des arteriellen pCO2
und Anstieg des pCO2, eine Gewebshypoxie, metabolische Veränderungen (Azidose),
eine direkte Reizung des Atemzentrums, erhöhter O2-Bedarf oder eine periphere
Reflexstimulation. Angst, Panik und akute Stressoren sind die wichtigsten
psychosozialen Ursachen für eine Hyperventilation.
Das Hyperventilationssyndrom ist charakterisiert durch die psychisch bedingte, anfallsweise auftretende, beschleunigte und vertiefte Atmung mit den typischen tetanischen Symptomen. Hyperventilation ist eine häufige, alltägliche Erscheinung, die - vor allem bei jüngeren Frauen - zu erheblicher Morbidität führen kann (9) und damit von großer gesundheitsökonomischer und - wegen der Frühberentungen - auch versicherungspolitischer Bedeutung ist.
Nach dem DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, American Psychiatric Association sind funktionelle Erkrankungen "Somatisierungsstörungen", das Hyperventilationssyndrom ist weder beschrieben noch klassifiziert und kann - wie alle anderen funktionellen Erkrankungen - nur als "Somatisierungssyndrom" (F45.0 nach ICD-10) klassifiziert werden.
Nach der ICD-10 (Internationale Klassifikation psychischer Störungen sind funktionelle Erkrankungen "somatoforme Störungen" beziehungsweise "somatoforme autonome Funktionsstörungen", und dementsprechend ist das Hyperventilationssyndrom eine somatoforme autonome Funktionsstörung des respiratorischen Systems (F45.33 nach ICD-10). Mit diesen Klassifikationen werden die funktionellen Erkrankungen zu psychiatrischen Krankheitsbildern, obwohl es sich - schon aufgrund der historischen Entwicklung - um internistische Krankheitsbilder handelt. Darüber hinaus kommen Patienten mit funktionellen Beschwerden primär zum Hausarzt, zum Allgemeinmediziner oder Internisten und nicht zum Psychiater.
Epidemiologie
Obwohl nach der klinischen Erfahrung überwiegend junge Frauen unter dem klinischen Bild eines akuten Hyperventilationsanfalls in den Notfallstationen der Akutkliniken oder der Praxis des niedergelassenen Arztes betreut werden, zeigen epidemiologische Untersuchungen, daß die Häufigkeit gleichmäßig auf die beiden Geschlechter verteilt ist. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Häufigkeit bei beiden Geschlechtern ab: Wie bei den Patienten mit anderen funktionellen Syndromen manifestiert sich ein Hyperventilationssyndrom vor allem im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt, bei über 60jährigen Menschen ist ein Hyperventilationssyndrom eher selten. Etwa sechs bis zehn Prozent der Patienten einer internistischen Praxis und sechs bis elf Prozent der Patienten einer Allgemeinpraxis sollen an einem Hyperventilationssyndrom leiden.
Ätiologie und Pathogenese
Unter den klinischen Symptomen der Angstneurose beschrieb Sigmund Freud 1894 auch Störungen der Atmung, die er als "nervöse Dyspnoe" beschrieb: " . . . diese Anfälle sind nicht immer von kenntlicher Angst begleitet". In der Folgezeit haben eine Reihe von Autoren Emotionen, vor allem Angst, als Ursache der Hyperventilation beschrieben, psychodynamisch werden die Symptome der Hyperventilation als Strafe für bewußte oder unbewußte ambivalente Gefühle gegenüber verlorenen oder entfremdeten Bezugspersonen der Kindheit erlebt.
Sheehan schlug dann 1982 vor, das Hyperventilationssyndrom zusammen mit den funktionellen kardiovaskulären und abdominalen Störungen als endogenes Angstsyndrom zu klassifizieren. Als Ursache der phobischen Zustände, die bei Hyperventilationspatienten häufig auftreten, sah er die durch Angst und Panik konditionierten Reaktionen auf bestimmte Situationen wie Menschenansammlungen, Lift- oder Autofahren.
Situationen, in denen starke Affekte wie Angst oder Wut unterdrückt werden müssen (beispielsweise am Arbeitsplatz), sind häufig die auslösende Ursache für einen Hyperventilationsanfall. Im ausführlichen ärztlichen Gespräch kann häufig keine belastende oder konfliktreiche Situation gefunden werden. Allerdings können die Symptome der Hyperventilation zu Todesangst führen, obwohl der akute Hyperventilationsanfall immer spontan endet. Nur selten kommt es zu einem hyperkapnischen, tetanischen Koma mit konsekutiver Apnoephase und Wiederanstieg des pCO2.
Pathophysiologische Aspekte
Hyperventilationspatienten atmen hauptsächlich mit dem Thorax und weniger mit dem Zwerchfell, das heißt der Atemtyp ist verändert. Dies ist insofern von großer Bedeutung, da bei Menschen, die vorwiegend mit dem Thorax atmen, der pCO2 gewöhnlich unter 40 mmHg liegt und bereits in Richtung auf eine Hypokapnie weist.
Ursache der gesteigerten Ventilation bei dieser Erkrankung ist die hohe Atemfrequenz mit inspiratorischer Verschiebung der Atemruhephase durch den veränderten Atemtypus. Bei der arteriellen Blutgasanalyse findet sich eine respiratorische Alkalose mit erniedrigtem pCO2. Bereits in der anfallsfreien Zeit liegt der pCO2 bei Patienten mit Hyperventilationssyndrom meist unter 35 mmHg, während der pCO2 bei gesunden Kontrollpersonen eher bei 40 mmHg liegt.
Die Erniedrigung des arteriellen pCO2 durch die beschriebene alveoläre Hyperventilation führt sekundär zu einer Reihe pathophysiologisch bedingter Veränderungen, durch die in ganz unterschiedlichen Organbereichen auftretende Symptome erklärt werden können (Textkasten: Somatoforme Störungen).
Die durch - oft nicht wahrgenommene - starke Gefühle wie Angst oder Wut induzierte Hyperventilation führt zu unangenehmen Symptomen, die wiederum Angst und Hyperventilation verstärken und so häufig einen Circulus vitiosus in Gang setzen.
Klinik
Die Symptomatologie des Hyperventilationssyndroms wird - wie oben beschrieben - durch die pathophysiologischen Veränderungen infolge der durch die alveoläre Hyperventilation bedingten respiratorischen Alkalose erklärt.
Aus einer depressiven oder
ängstlichen Stimmungslage können sich phobische oder Panikzustände entwickeln.
Das chronische Hyperventilationssyndrom
Während der akute Hyperventilationsanfall kaum diagnostische Probleme bietet, bereitet das chronische Hyperventilationssyndrom oft große Schwierigkeiten, da akute Anfälle oft fehlen, die Beschwerden sehr vage und sehr mannigfaltig sind und andere nicht direkt auf eine Hyperventilation zurückzuführenden psychischen oder somatischen Symptome im Vordergrund stehen (Testkasten: Leitlinien der Somatosierungsstörung).
Zu den Leitsymptomen zählen Schwindelgefühle (kein Dreh- oder Schwankschwindel!), thorakale Beschwerden, kalte Extremitäten sowie psychische Symptome wie Müdigkeit, Angst und Nervosität, die nicht selten zu kardiologischen, neurologischen und psychiatrischen Abklärungen führen. Im Hyperventilationsversuch sind die Symptome oft nicht - wie beim akuten Hyperventilationssyndrom - reproduzierbar, da der Organismus meist an die chronische respiratorische Alkalose gewöhnt ist und diese metabolisch kompensiert ist.
Diagnose
Durch die eingehende biopsychosoziale Amamnese lassen sich somatische und psychische Befunde sowie biographische Kontextzusammenhänge in einem Arbeitsgang erheben. Häufig finden sich starke Affekte (Angst) und eine depressive Stimmung. Bei der körperlichen Untersuchung imponiert die Thoraxatmung mit Tachypnoe im akuten Anfall, aber ohne Zyanose.
Die Muskeleigenreflexe können sehr lebhaft sein, und die Muskeln können bei Beklopfen intensive Zuckungen zeigen. Chovostek- und Trousseau-Zeichen sind positiv, darüber hinaus sind Karpopedalspasmen, "Karpfenmaul", Tremor, kalte Akren, Tachykardie, positive vegetative Stigmata (Dermographismus ruber) sowie lebhafte Darmgeräusche charakteristisch. In der arteriellen Blutgasanalyse findet sich eine respiratorische Alkalose mit deutlich erniedrigtem pCO2.
Der über drei Minuten durchgeführte Hyperventilations-Expositionsversuch ist positiv, wenn ein Großteil der im Alltag des Patienten auftretenden Beschwerden wie Kribbeln in den Extremitäten, Verkrampfungen perioral, Schwindel, Sehstörungen, Gefühl des Nicht-Durchatmen-Könnens, linksthorakale Beschwerden (wie Herzklopfen), Globusgefühl und Angst vom Patienten berichtet werden. Kontraindiziert ist ein Hyperventilationsversuch bei Patienten mit zerebrovaskulären und kardialen Erkrankungen sowie Asthma bronchiale, da die willkürliche Hyperventilation einen Asthmaanfall auslösen kann.
Differentialdiagnose
Bereits durch die Anamnese können somatische Ursachen einer Hyperventilation wie Lungenerkrankungen oder eine Herzinsuffizienz ausgeschlossen werden. Zu den weiteren körperlichen Ursachen einer Tetanie zählen Enzephalitiden oder Hirntumoren (direkte Stimulation des Atemzentrums), Kalzium- und Magnesiummangel, Hyperkaliämie, Hyperparathyreoidismus (zum Beispiel strumipriv), Infektionskrankheiten (Tetanus) oder Intoxikationen.
In die weiteren diffentialdiagnostischen Überlegungen müssen das funktionelle kardiovaskuläre Syndrom, die Konversionsneurose sowie der Formenkreis der Angststörungen eingeschlossen werden, wobei - auch nach neueren Untersuchungen - das Hyperventilationssyndrom nicht unter den Panikstörungen subsumiert werden kann.
Therapie
Während des akuten Anfalls sollten zuerst der Patient und meist auch die Angehörigen beruhigt werden. Mit einer Plastik- oder Papiertüte, die von unten her über Mund und Nase gehalten wird, klingen die Beschwerden durch die Rückatmung und den Anstieg des arteriellen pCO2 rasch ab. Bei der häufig geübten Praxis einer intravenösen Injektion von 10 ml einer zehnprozentigen Kalziumlösung handelt es sich um einen Plazeboeffekt, der in keiner Weise indiziert ist. Auch die Gabe von Benzodiazepinen ist meist weder indiziert noch gerechtfertigt.
Bei der chronischen Hyperventilation sollten die Patienten - ebenso wie beim akuten Anfall - empathisch und genau über diese Störung der gewohnheitsmäßigen Atmung aufgeklärt werden. Weitere psychoedukative Maßnahmen sind dann notwendig, wenn physische oder psychische Symptome weiterhin auftreten.
Von besonderer Bedeutung ist die physiotherapeutische und atemtherapeutische Behandlung, und zwar das Erlernen der Zwerchfellatmung sowohl im Anfall als auch in Ruhe. Hierzu sollte der Patient täglich zweimal 20 Minuten die entsprechenden Atemübungen durchführen und zusätzlich im Alltag immer wieder auf seine Atmung (Zwerchfellatmung) achten.
Psychotherapeutische Maßnahmen sind vor allem beim chronischen Hyperventilationssyndrom indiziert. Ziel ist, daß es dem Patienten möglich wird, die Beziehung zwischen auslösender Situation, Affekt und Hyperventilation zu erkennen. Darüber hinaus haben Entspannungsverfahren (Autogenes Training, progressive Muskelrelaxation, Hypnose oder Yoga) oder verhaltenstherapeutische Techniken ebenfalls einen hohen Stellenwert in der Therapie des Hyperventilationssyndroms: Mit diesen Verfahren kann nicht nur die Angst vermindert, sondern können auch Beschwerden und Anfallshäufigkeit reduziert werden.
Psychopharmaka sind nur bei Patienten mit ausgeprägten Angstzuständen und Depressionen indiziert, und zwar vor allem trizyklische (beispielsweise Imipramin) und serotonerge (beispielsweise Paroxetin) Antidepressiva. Von Bedeutung ist eine ausreichend lange und genügend hohe Dosierung, zum Beispiel eine Behandlung mit trizyklischen Antidepressiva in einer oralen Dosierung von 100 bis 150 mg täglich über mindestens zwei Monate. Benzodiazepine sind wegen ihres hohen Suchtpotentials nur bei schweren Anfällen kurzzeitig indiziert. Der Einsatz von kardioselektiven Betablockern ist bei vorherrschender kardialer Symptomatik (wie Tachykardie, Palpitationen) sinnvoll, um den beschriebenen Circulus vitiosus zu durchbrechen.
Prognose
Beim akuten Hyperventilationssyndrom ist die Prognose günstig, wenn sie nicht iatrogen durch die Diagnose einer "Organerkrankung" (wie Hypoparathyreoidismus oder koronare Herzkrankheit) verschlimmert wird und damit die Beschwerden fixiert werden. Beim chronischen Hyperventilationssyndrom kommt es trotz verschiedener geeigneter Behandlungen nur bei 60 Prozent der Patienten zu einer Besserung.