Dr. Hans Morschitzky
Klinischer Pychologe, Psychotherapeut
Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie
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Höhenangst - Höhenschwindel
Akrophobie - Höhenphobie
Höhenphobie besser verstehen und hilfreich analysieren
Die krankhafte Furcht vor Höhen wird als Akrophobie bezeichnet. Eine Höhenphobie besteht in der Angst vor der Entfernung vom Boden. Dahinter steht das bedrohte Grundbedürfnis nach sicherem Boden unter den Füßen.
Die Betroffenen leiden neben zahlreichen vegetativen Symptomen wie Herzklopfen, Atembeschwerden und Magenproblemen auch unter heftigen Schwindelzuständen und weichen Knien mit Stand- und Gangunsicherheit.
Das Kernproblem bei einer Höhenangst besteht nicht in der Höhe an sich, sondern in dem Umstand, dass man in der Höhe das Gleichgewicht verlieren, in die Tiefe fallen und dabei um Leben kommen könnte, vor allem dann, wenn man sich nirgends festhalten kann oder nur ein niedriges Geländer vorhanden ist. In diesem Sinn lässt sich die Höhenangst als Fallangst verstehen.
Hinunterfallen kann man bei Unachtsamkeit von Balkonen, Brücken, Leitern, Stiegen, Wendeltreppen, Türmen, Aussichtsplattformen, Baugerüsten, Sesselliften, steilen Abhängen, Bergvorsprüngen und sogar von einem Sessel oder Tisch in der Wohnung beim Auswechseln einer Glühbirne.
Einstürzen kann ein Turm, ein Hochhaus oder eine Aussichtswarte, wenn man sich gerade hoch oben befindet und dann in die Tiefe mitgerissen werden könnte. Abstürzen kann ein Aufzug, eine Seilbahn, ein Flugzeug, ein Tandemflieger oder ein Bergsteiger.
Erdrückt werden kann man in
einstürzenden U-Bahnen, Bergwerken oder anderen Orten, in denen große Mengen an
Material von hoch oben nach unten fallen könnten.
Je stärker sich die Betroffenen auf derartige Horrorszenarien einengen und je mehr ihr Vermeidungsverhalten ausufert, umso ausgeprägter wird ihre Höhenangst.
Menschen mit Höhenangst können in Hochhäusern weder wohnen noch arbeiten noch Besuche abstatten. Viele Betroffene können nur bei geschlossenen und nicht bei offenen Fenstern von der Höhe in die Tiefe schauen.
Kinder meiden aus Höhenangst
oft diverse Rutschen bzw. Klettergerüste und das Hinaufklettern auf Bäume, Zäune
oder Mauern.
Höhenangst wird nicht durch eine objektiv definierbare Höhe ausgelöst, sondern durch das subjektive Gefühl von bedrohlicher Höhe, die bereits durch die fünfte Stufe auf einer Leiter erreicht sein kann, aber auch schon durch das kurzfristige Stehen auf einem Stuhl.
Höhenangst als Angst, das Gleichgewicht und den Halt zu verlieren und dann in die Tiefe zu stürzen, ist der Inbegriff einer Kontrollverlustangst.
Nicht selten wird das Gefühl des Kontrollverlusts noch zusätzlich verstärkt durch eine Klaustrophobie in Höhensituationen oder an unterirdischen Orten.
Als Angst, in der Höhe eingesperrt zu sein, nicht auskommen zu können und ohne Fluchtweg den Umständen hilflos ausgeliefert zu sein, ist Höhenangst oft ein Teilaspekt einer Spezifischen Phobie des Situativen Typs, wie etwa einer Flug-, Aufzug-, Sessellift-, Seilbahn-, Hochhaus- oder Fernsehturmphobie, oder einer multiplen Situationsphobie im Sinne einer Agoraphobie.
Diagnostisch ist dabei folgender Unterschied interessant: Die meisten Menschen, die noch nie bzw. höchst ungern Flugzeuge, Seilbahnen, Sessellifte und hohe Aufzüge benutzt haben, haben gewöhnlich eine Höhenangst, viele andere Personen, die dazu früher durchaus problemlos in der Lage waren, haben eine Klaustrophobie mit erlebten Panikattacken in geschlossenen Räumen.
Räumliche Einengung und nicht Höhenangst ist das Problem bei guten Skifahrern, die früher gerne wegen der besten Pisten auf hohe Berge mit Seilbahnen und Sesselliften gefahren sind und dann nur mehr Schlepplifte benutzen können, im Wissen, hier jederzeit beide Spuren verlassen zu können – ohne dies jemals tatsächlich zu tun!
Was fürchten Sie bei einer Flug-, Aufzug- oder Gondelphobie in höherem Ausmaß: den lebensgefährlichen Absturz oder die fehlende Fluchtmöglichkeit im Falle einer Panikattacke oder panikähnlichen Symptomatik? In beiden Fällen handelt sich um eine Kontrollverlustangst, im ersten Fall leiden Sie unter einer Höhenangst, im zweiten Fall unter einer Klaustrophobie.
Die Thematik der Flugphobie (Aviophobie) wird in meinem Buch "Wenn Furcht zur Phobie wird" im Rahmen der Spezifischen Phobie, Situativer Typ, ausführlich dargestellt, weil viele Betroffene neben ihrer Flugangst meist keine weiteren Höhenängste aufweisen, wohl aber eine Klaustrophobie in verschiedenen anderen Situationen, bei denen es stets darum geht, nicht jederzeit entkommen zu können und keine Kontrolle über die jeweilige Situation zu haben.
Von der Höhenangst abzugrenzen ist der Höhenschwindel als völlig normale Warnfunktion des Körpers in potenziell gefährlichen Situationen.
Neben dem Schwindelgefühl tritt dabei oft eine starke Übelkeit auf, im schlimmsten Fall kommt es sogar zum Erbrechen. Viele Betroffene können mangels Training nicht angemessen mit einem Höhenschwindel umgehen, was eine Höhenangst auslösen oder verstärken kann.
Einen Höhenschwindel kann man durch bestimmte Strategien stark vermindern, aber als überlebensnotwendiges Gefahrensignal niemals völlig beseitigen.
Zahlreiche Menschen werden beim Blick in die Tiefe nach einigen Sekunden schwindlig, spüren beim Blick von einem Balkon oder einer Brücke den Zwang, gegen ihren Willen hinunterspringen zu müssen, oder sie fühlen sich magisch in die Tiefe gezogen.
Es erfolgt stets die gleiche Reaktion: einen Schritt zurücktreten und aus „sicherer Entfernung“ hinunterblicken.
Beim Höhenschwindel zeigt sich das Grundproblem von Menschen mit Phobien: Die Aufmerksamkeit ist in ängstlicher Weise genau auf das gerichtet, was man vermeiden möchte, nämlich die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, statt darauf, was man eigentlich tun möchte und daher anpeilen sollte.
Einige medizinische Informationen zur Thematik von Schwindel können hilfreich sein.
Das Gleichgewichtszentrum als übergeordnete Instanz der Gleichgewichtsregulation befindet sich im Hirnstamm, der im untersten Teil des Gehirns die überlebenswichtigen Funktionen steuert, wie etwa die Atmung, den Blutdruck und die Reflexe.
Der menschliche Körper wird durch drei Systeme in seiner Lage stabilisiert, die ihre Wahrnehmungen an den Hirnstamm weiterleiten: durch die Augen (optisches System), den Gleichgewichtssinn im Innenohr (vestibuläres System) und die Wahrnehmung der Stellung und Bewegung des eigenen Körpers im Raum (propriozeptives System).
Die Körperwahrnehmung (Propriozeption) umfasst die Wahrnehmung der momentanen Muskelanspannung und der Position der Gelenke.
Zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts schwanken wir ein wenig, um ein dreidimenionales Bild der Situation zu gewinnen, was völlig normal ist, wie man besonders deutlich an Seiltänzern und Balacekünstlern beobachten kann.
Starres Stehen durch Anspannung bietet keinen Schutz vor dem Sturz, wie zahlreiche Menschen mit chronischem Schwindel glauben, sondern erhöht bereits am Boden die Stand- und Gangunsicherheit, wie dies bei vielen Menschen mit chronischer muskulärer Verspannung der Fall ist.
Die Augen nutzen über das seitliche (periphere) Gesichtsfeld bestimmte unbewegliche und kontrastreiche Orientierungspunkte in der Umgebung, wie etwa Bäume, Objekte, Wände, Säulen, Zäune oder Geländeformationen, zur Lagestabilisierung des Körpers im Raum.
Die Stabilisierung der Lage erfolgt also nicht über die zentrale Netzhaut, mit der wir Gegenstände erkennen und verfolgen, sondern über die Peripherie der Netzhaut des Auges.
Höhenschwindel stellt einen Entfernungsschwindel dar. Beim Blick in die Tiefe können unsere Augen aufgrund der weiten Entfernung keinen Fixpunkt zur Lageorientierung finden.
Wenn wir uns ohne Fixpunkte in der Nähe nur noch auf unsere beiden anderen Stabilisierungssysteme verlassen müssen, schwanken wir zur besseren Lageorientierung stärker mit dem Kopf und auch mit dem Körper als sonst, was von vielen Menschen als Bedrohung erlebt wird, sodass spätestens zu diesem Zeitpunkt ein Höhenschwindel auftritt.
Die Betroffenen neigen dann zu extremer Verspannung, was vom propriozeptiven System registriert wird und bereits am Boden Schwindelgefühle und Fallängste auslösen kann.
Schwindel, vor allem auch ein Höhenschwindel, resultiert aus widersprüchlichen Rückmeldungen der verschiedenen Wahrnehmungssysteme: Es besteht ein „Konflikt“ zwischen den Augen und dem Körper. Bei geschlossenen Augen hört ein Höhenschwindel bald auf, da das Gehirn keine widersprüchlichen Informationen mehr erhält, doch könnte dies lebensgefährlich sein.
Schwindel als Ausdruck einer Gleichgewichtsstörung stellt ein Alarmsignal dar, nach dem Motto: „Stell‘ dich ordentlich hin, sonst fällst du um bzw. hinunter!“
Sobald wir an einer bestimmten Stelle beim Blick in die Tiefe vom Stehen in die Hocke gehen oder uns gar flach auf den Bauch legen, lässt der Höhenschwindel bald nach, weil der Körper nicht mehr als schwankend erlebt wird. Es gilt das Motto: „Je tiefer der Körperschwerpunkt ist, desto weniger schwankt der Körper.“
Höhenschwindel kann beim Gehen und Stehen, aber auch im Sitzen, etwa auf einem Sessellift, auftreten. Beim Gehen bzw. Wandern in höhergelegenen Gegenden gewinnen unsere Augen beim Blick in die Tiefe bzw. in die Ferne den Eindruck, dass wir uns gar nicht bewegen, während der Gleichgewichtssinn im Innenohr und die Körperwahrnehmung (Propriozeption) gegenteilige Informationen liefern.
Beim Stehen auf sicherem Boden hoch oben können wir trotz Halt an einem Geländer schwindlig werden. Der Körper steht zwar auf festem Untergrund, schwankt aber aufgrund der ängstlichen Anspannung mehr als normal, während die Augen beim Blick in die Tiefe bzw. Ferne mangels eines nahen, unbeweglichen Fixierungspunkts nichts zur Lageorientierung beitragen können.
Schwindel kann auch dann auftreten, wenn man von der Brücke auf den dahinfließenden Fluss hinunterschaut, ohne gleichzeitig mit dem peripheren Gesichtsfeld den Blick auf einen fixen Punkt in der Nähe zu richten.
Ein ähnlicher Schwindel entsteht auch beim Blick auf dahinziehende Wolken am Himmel. Der Schwindel auf einem Sessellift, auf einem Boot oder im Auto als Buch lesender Beifahrer entsteht dadurch, dass man zwar ruhig sitzt bzw. steht, jedoch eine Bewegung wahrnimmt, während die Augen keine Bewegung sehen bzw. zur Lageorientierung auf keinen Fixpunkt außerhalb des schwankenden bzw. sich bewegenden Objekts gerichtet sind.
Höhenschwindel entsteht also dadurch, dass beim Blick in die Tiefe aufgrund der weiten Entfernung möglicher Fixierungspunkte auf dem Boden bzw. im Tal die Augen als Mittel zur Lageorientierung des Körpers im Raum ausfallen. Sobald die Augen wieder eine bessere Lageorientierung im Raum vornehmen können, etwa durch die Fixierung eines nahen Punkts, Gegenstands, Gebäudes, Ortes oder Menschen, lässt der Schwindel bald nach.
Mit einem derartigen „Anhaltspunkt“ der Augen in der Nähe statt in der Tiefe bzw. Ferne gelingt auch bald wieder ein schwindelfreier Blick von der Höhe in die Tiefe.
Verzichten Sie in Höhensituationen auf das völlig unrealistische Ziel der Freiheit von Höhenangst.
Der deutsche Extrembergsteiger und Freeclimber Alexander Huber beschreibt in seinem Buch „Die Angst, dein bester Freund“ die Angst als täglichen verlässlichen Berater, die ihn antreibe, bremse, schütze und leite, um gefährliche Kletteraktionen zu wagen und zu überleben, ohne die er schon längst tot wäre. Die Angst sei für ihn einerseits Motor, Antrieb und Energiequelle, andererseits Warner, Bremser und Richtungsgeber.
Suchen Sie nach ähnlichen, auf Ihre Person mit Ihren Möglichkeiten und Grenzen abgestimmte Bewältigungsstrategien Ihrer Höhenangst.
Es geht nicht darum, den Höhenschwindel durch entsprechendes Training vollständig zu verlieren, sondern so damit umgehen zu lernen, dass er keine unnötige Höhenangst mehr auslöst oder verstärkt.
Viele Menschen werden trotz Training nicht schwindelfrei, während andere gerade durch ihre Schwindelfreiheit von Natur aus bestimmte Berufe in großer Höhe ausüben können.
Daraus folgt: Sie müssen in Höhensituationen nicht schwindelfrei werden, es reicht bereits ein besserer Umgang damit, damit Sie alle gewünschten Orte in der Höhe erfolgreich aufsuchen können.
Den Unterschied zwischen Höhenangst und Höhenschwindel können Sie in ähnlicher Weise wie ich selbst testen, wenn Sie die Gelegenheit haben, auf den insgesamt 553 Meter hohen Canadian National Tower, den Fernsehturm in Toronto, zu fahren. Wenn Sie problemlos mit dem Lift hochfahren und oben umhergehen können, haben Sie keine Höhenangst und auch keine Klaustrophobie.
Wenn Sie dann allerdings hoch oben – auf einer großen und dicken Glasplatte stehend – 342 Meter senkrecht in die Tiefe schauen, wie ich dies getan habe, wird Sie ganz spontan ein Höhenschwindel erfassen, der sofort nachlässt, wenn Sie neben der Glasplatte stehend neuerlich in die Tiefe schauen.
Das hängt damit zusammen, dass Ihre Augen auf diese Weise einen Halt in der Nähe finden, ohne bloß den Blick in die Tiefe und damit sehr weit weg zu richten. Wenn Sie sich auf die Glasplatte hinlegen, lässt der Schwindel ebenfalls bald nach, weil Sie im Liegen keine Körperschwankungen wie beim Stehen wahrnehmen.
Menschen mit Höhenangst haben in der Regel kein Trauma im Sinne eines Sturzes aus der Höhe erlitten. Die wenigsten Menschen mit Höhenangst (nur 12 Prozent) haben diese Spezifische Phobie aufgrund von negativen Erfahrungen mit Höhen entwickelt.
Bei den meisten Betroffenen entstand die Höhenangst ohne einen bestimmten Auslöser, was auf die Bedeutung genetischer Komponenten als Nachwirkung der Lebensumstände unserer Vorfahren hinweist. Der Mensch ist eben kein Vogel, der sich in die Lüfte erheben kann.
Eine besondere Form der Höhenangst ist die Brückenphobie (Gephyrophobie), falls diese nicht als Ausdruck einer Klaustrophobie oder als Teil einer umfassenderen Agoraphobie zu sehen ist. Eine Brücke verbindet zwar meist zwei Ebenen, dazwischen kann jedoch ein Tal, eine Schlucht oder ein Fluss liegen.
Der Blick von der Brücke in die Tiefe löst denselben Höhenschwindel aus wie der Blick von einem Felsvorsprung in die Ebene.
Bei Höhenphobikern kommt vor allem der Gedanke auf: „Was wäre, wenn die Brücke gerade jetzt einbrechen und ich in die Tiefe stürzen würde?“ Eine etwas „wackelige“ Hängebrücke aus Holz kann die Höhenphobie der Betroffenen erheblich verstärken.
Leiden Sie nach diesen Ausführungen eher unter einer Höhenangst oder eher unter einem Höhenschwindel? Wie erklären Sie sich selbst Ihre Höhenangst, falls Sie davon betroffen sind?
Welche Vermeidungs-
und Sicherheitsstrategien haben Sie im Umgang mit Höhen aller Art
entwickelt?
Höhenphobie erfolgreich bewältigen
Ändern Sie schädliche Denkmuster.
Hinterfragen Sie Ihre angstmachenden Denkmuster und entwickeln Sie hilfreichere Sichtweisen, die Ihnen den erfolgreichen Umgang mit Höhen jeder Art erleichtern, wie etwa:
„Höhenangst und
Höhenschwindel sind nicht dasselbe:
Starke Höhenangst ist eine übermäßige
psychische Reaktion, Höhenschwindel eine ganz normale, gesunde und
lebenswichtige körperliche Reaktion in Höhensituationen“, „Starke Höhenangst ist
eine unangemessene, übersteigerte Reaktion in objektiv relativ sicheren
Situationen, die andere Menschen problemlos aufsuchen“, „Höhenangst lässt sich
vermindern durch einen besseren Umgang mit übermäßigem Höhenschwindel“,
„Höhenschwindel ist angeboren, er lässt sich durch ein Training stark
verringern“, „Man kann auch mit Höhenangst und Höhenschwindel erfolgreich
Höhensituationen aufsuchen.“
Verbessern Sie Ihre körperliche Befindlichkeit.
Bleiben Sie aus Angst zu stürzen oder hinunterzufallen nicht starr stehen, sondern bewegen Sie sich ein wenig, um dadurch Ihre Standsicherheit auszubalancieren.
Atmen Sie langsam und ruhig ein und aus und entspannen Sie während der verlängerten Ausatmung Ihre Muskulatur, um Ihren Höhenschwindel nicht durch übermäßige Verspannung zu verstärken.
Spüren Sie den festen Boden unter Ihren Füßen, gehen Sie bewusst in die Knie und federn Sie durch wie beim Skifahren.
Schließen Sie öfters die Augen, um den sicheren Stand Ihres Körpers zu spüren. Gehen Sie bei starkem Höhenschwindel in die Knie oder Liegeposition, dann lässt er bald nach.
Machen Sie ein Gleichgewichtstraining sowie verschiedene Balanceübungen, falls Sie unangenehme Schwindelgefühle auch am Boden erleben.
Fallangst auf der Erde
können Sie auch bewältigen lernen durch ein gezieltes Training des sicheren
Fallens, wie dies Sportler zur Vermeidung von Verletzungen tun.
Nehmen Sie gefürchtete Situationen und körperliche Reaktionen achtsam
wahr.
Bleiben Sie mit allen Sinnen und Gedanken bei dem, was in diesem Moment gerade geschieht.
Akzeptieren Sie Ihre spontanen Gedanken und Vorstellungen von Bedrohung in Höhensituationen und sagen Sie sich immer wieder:
„Ich habe Angst
und Furcht abzustürzen, doch das sind nur meine Gedanken und Vorstellungen in
einer objektiv sicheren Situation“, „Das sind nur meine Bilder vom
Hinunterfallen, gegenwärtig besteht keine reale Gefahr“, „Meine Augen gaukeln
mir vor, dass ich gleich falle, ich stehe im Moment aber auf festem Boden und
spüre diese Sicherheit auch“, „Ich spüre, wie sehr ich schwanke, doch dass ich
deswegen gleich umfalle, sind nur Gedanken und Vorstellungen ohne
Realitätscharakter“, „Mein Höhenschwindel ist ganz normal, erst meine Bewertung
als bedrohlich macht mir jene Angst, die ich sonst in dieser Höhe nicht hätte.“
Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Sie tun möchten.
Menschen mit einer Höhenphobie richten ihre Aufmerksamkeit genau auf das, was sie unbedingt vermeiden möchten:
Sie blicken in die Tiefe, in die sie fallen könnten, sodass sich der Körper genau darauf vorbereitet und anspannt, um dies zu verhindern, statt darauf, was er bei erfolgreichem Handeln ganz konkret tun soll.
Schauen Sie immer dorthin, wo Sie Sicherheit erleben, statt dorthin, wo die Gefahr lauert. Richten Sie Ihren Blick immer auf den Weg, den Sie gehen möchten, auf die Stufen oder Stiegen, die Sie betreten wollen, sowie auf das, was Sie gerade tun.
Blicken Sie stets auf
das, was Ihnen Halt und Sicherheit gibt, statt auf das, was Ihre Angst, Furcht
und Panik auslöst.
Lernen Sie vom Vorbild anderer Menschen.
Die besten Therapieerfolge bei Höhenangst werden laut Studien durch angeleitetes Erfolgslernen, auch als teilnehmendes Modelllernen bekannt, erreicht, bei dem die Betroffenen von Therapeuten zum richtigen Verhalten angeleitet werden.
Suchen Sie im Rahmen Ihres Selbstbehandlungsprogramms nach
geeigneten Helfern. Beobachten Sie Vertrauenspersonen im Umgang mit bestimmten
Höhen und ahmen Sie anschließend deren Vorbild sukzessive nach, von leichteren
bis zu schwierigeren Aufgabenstellungen.
Coachen Sie sich durch wirksame Selbstanweisungen.
Coachen Sie sich so, wie ein guter Coach Sie bei Höhenangst managen würde. Sprechen Sie leise mit sich selbst und weisen Sie sich an, was Sie tun sollen, statt nur an Ihre Vorsätze zu denken.
Sagen Sie sich immer vor, was Sie als nächsten Schritt tun möchten, um Erfolgserlebnisse vorzubereiten.
Coachen Sie sich mit Sätzen wie:
Bereiten Sie sich auf gefürchtete Situationen mental vor.
Vergegenwärtigen Sie sich möglichst bildhaft die Motive, warum Sie bestimmte Höhen aufsuchen möchten, und was Sie hoch oben sehen und erleben möchten, völlig unabhängig von Angst und Furcht.
Koppeln Sie Ihre Höhenangst mit angenehmen Vorstellungsbildern, die Ihre Sehnsucht nach Höhenerlebnissen wecken und stärken.
Stellen Sie sich möglichst lebhaft jene Situationen vor, die Sie später in der Realität tatsächlich aufsuchen möchten.
Spielen Sie im Geist durch, wie Sie von exponierten Höhen in die Tiefe blicken. Lassen Sie vor Ihrem inneren Auge einen Erfolgsfilm ablaufen, wie Sie auf bestimmte Höhen gelangen und dann wieder zur Erde zurückkommen.
Konfrontieren Sie sich schrittweise mit allen gefürchteten Situationen.
Betrachten Sie Bilder, Videos und Filme zu Höhensituationen.
Konfrontieren Sie sich mit Bildern, Videoaufnahmen und Fernsehfilmen, die Höhensituationen darstellen: Luftaufnahmen interessanter Landschaften, Google-Earth-Aufnahmen Ihrer Wohngegend, Menschen auf Bergen mit Blick in die Tiefe, Videoaufnahmen von Tandemflügen, Filme mit Abflügen und Landungen von Flugzeugen, Videos aus der Flugkabine mit der Landschaft auf dem Boden, Bilder und Videos aus Hochhäusern und Fernsehtürmen mit Aufnahmen der Umgebung, Bilder und Videos mit Innenaufnahmen der Stiegen in Hochhäusern von hoch oben in die Tiefe, Bilder und Videos von Bergeshöhen in das Tal, in tiefe Schluchten und sonstige Abgründe.
Bewältigen Sie im Bedarfsfall Höhen in geschlossenen Räumen und in Ihrem wohnlichen Umfeld.
Steigen Sie auf einen Stuhl, um Glühbirnen zu wechseln, oder auf eine Leiter mit 5 bis 10 Sprossen, um in der Höhe einige Arbeiten zu erledigen, wie etwa die Wand neu zu streichen oder in einem Hochschrank die Kleidungsstücke neu zu ordnen. Blicken Sie in die aufsteigende Richtung sowie dorthin, wo Sie etwas erledigen, statt auf den Boden ohne nahe Fixpunkte vor sich. Gehen Sie auf den Dachboden Ihres Hauses bzw. der Häuser von Verwandten oder Bekannten, aber auch über die Stiegen in den Keller hinunter, falls Sie Angst haben zu fallen.
Gehen Sie im Freien verschiedene Stiegen und Treppen hinauf und hinunter.
Trainieren Sie das freie Gehen auf Stiegen, wie etwa auf Bahnhöfen, U-Bahnstationen oder unterirdischen Fußgängerpassagen, ohne Anhalten mit den Händen, während Sie mit Ihrem seitlichen Gesichtsfeld Fixpunkte zur Gleichgewichtsstabilisierung suchen. Nutzen Sie größere Leitern, um bestimmte Höhen zu erreichen.
Blicken Sie von mehrstöckigen Gebäuden in die Tiefe.
Richten Sie Ihren Blick hinunter, während Sie aus dem Fenster eines Hochhauses blicken, auf dem Balkon eines drei- bis siebenstöckigen Hauses stehen und auf einem kleinen Aussichtsturm trotz Angst und Furcht die Aussicht genießen. Blicken Sie zuerst aus sicherer Entfernung in die Tiefe und gehen Sie dann bis zum Rand des Balkons oder einer Aussichtsplattform. Fixieren Sie zur Stabilisierung Ihres Gleichgewichts mit Ihrem seitlichen Gesichtsfeld ein unbewegliches Objekt in Ihrer Nähe.
Blicken Sie von Brücken in die Tiefe.
Gehen Sie über einen Steg oder eine Brücke und richten Sie Ihren Blick auf das andere Ende, ohne hinunterzuschauen. Atmen Sie dabei ruhig und gehen Sie bei normalem, gleichmäßigen Tempo, ohne schneller zu werden. Schauen Sie beim Zurückgehen von der Brücke hinunter, zuerst einen Meter vom Brückengeländer entfernt und danach nahe dran, während Ihre Augen über das seitliche Gesichtsfeld auf Fixpunkte in der Nähe gerichtet sind. Blicken Sie in ähnlicher Weise bei Brücken, die einen Fluss überqueren, auf das strömende Wasser hinunter. Gehen Sie auch einmal über eine Hängebrücke, das heißt eine leicht schwankende Brücke, und zwar zuerst auf einem Abenteurerspielplatz und später beim Wandern in der Natur.
Steigern Sie den Schwierigkeitsgrad.
Suchen Sie im Laufe der Zeit immer höhere Häuser, Türme und Berge auf. Begeben Sie sich in Höhen, die Sie bislang gemieden haben, jedoch gerne erreichen möchten. Fahren Sie mit dem Aufzug auf Fernsehtürme und die höchsten Häuser Ihrer Gegend und blicken Sie von oben in die Tiefe. Fahren Sie in Großstädten wie New York ganz bewusst auf Wolkenkratzer, um die Aussicht von oben zu genießen und zahlreiche Fotos und Videos zu machen. Höhenangst können Sie am besten überwinden, wenn Ihre Sehnsucht nach derart faszinierenden Aussichtspunkten größer ist als Ihre Höhenangst.
Fahren Sie mit Sesselliften und Gondelbahnen.
Lernen Sie, in Seilbahnen unangenehme Schwindelgefühle zu ertragen, die mit widersprüchlichen Sinnesmeldungen zusammenhängen, wie etwa ein Schwanken trotz sicherem Sitz- bzw. Stehplatz oder festem Stand beim Blick in die Tiefe. Richten Sie zur Verminderung eines Höhenschwindels Ihren Blick auf relativ nahe Fixpunkte außerhalb des Sessellifts oder der Gondel, und zwar in Fahrtrichtung, etwa auf die nächste Stütze. Fall- und Absturzängste können Sie leichter tolerieren, wenn Sie von der Vorfreude auf bisher nie erlebte Höhenaussichten motiviert werden.
Machen Sie ungefährliche Höhenwanderungen.
Unternehmen Sie in Begleitung erfahrener Personen Bergwanderungen im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, mit gutem oder gar atemberaubendem Blick ins Tal. Überprüfen Sie bei Aussichtspunkten, wie gut Sie bereits mit Ihrem Höhenschwindel umgehen können, und genießen Sie den Blick auf die Landschaft unter ihnen.
Unternehmen Sie Flugreisen zur Bewältigung von Absturzängsten.
Machen Sie in Begleitung von Vertrauenspersonen Rundflüge mit einem
Kleinflugzeug oder einem Hubschrauber, bei dem Sie alle Bewegungen in der
Luft viel stärker spüren als bei einem Großraumflugzeug, und zwar im Ausmaß
von etwa einer Stunde, um eine schöne Landschaft von oben zu betrachten.
Fliegen Sie mit einem Linienflugzeug in eine Stadt oder auf eine Insel, die
Sie mit Ihren Angehörigen schon immer gerne sehen wollten. Als
Anfangsmotivation reicht der Entschluss, mit einer derartigen Flugreise
Ihrem Partner bzw. Ihren Kindern eine große Freude zu bereiten. Machen Sie
bei Gelegenheit auch einmal einen Tandemflug, wenn Sie dies ohne Höhenangst
gerne tun würden.