Dr. Hans Morschitzky

Klinischer und Gesundheitspsychologe

Psychotherapeut

Verhaltenstherapie und Systemische Familientherapie

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Burnout - häufig diagnostiziert, obwohl keine krankheitswertige Diagnose

Ausberannt ist, wer einmal gebrannt hat, wer voll Feuer und Flamme für eine Sache eingetreten ist. Im Einsatz für Beruf, Familie und bestimmte Ideale hat man ganz auf sich selbst vergessen. Das innere Gleichgewicht von Energieaufbau im Sinne von Selbstfürsorge und Verausgabung im Sinne des Engagements für andere ist verloren gegangen. Buchhalterisch ausgedrückt: Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen in einem Ausmaß, dass ein ständiger Minus-Saldo resultiert, der bis zum Konkurs führen kann.

Der Begriff „Burnout“ wurde 1974 in den USA vom deutschstämmigen Psychiater und Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger aufgrund eigener Analysen im Umgang mit seinen Patienten sowie aufgrund der Beobachtung zunehmender Erschöpfung früher sehr engagierter Mitarbeiter von Hilfsorganisationen geprägt.

Ein Burnout im Sinne einer länger dauernden körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung stellt nach dem aktuellen internationalen Diagnoseschema ICD-10 keine Krankheit im eigentlichen Sinn dar, sondern „nur“ einen von zahlreichen Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur erhöhten Inanspruchsnahme von Gesundheitsdiensten führt.

Der Code Z73.0 Erschöpfungssyndrom (Burn-out-Syndrom) stellt somit nur eine Beschreibung eines häufigen Problemzustands dar. Die Abgrenzung gegenüber einer Depression ist unscharf und erfordert eine Begutachtung durch einen Fachmann.

 

Häufige krankheitswertige Folgen eines Burnouts sind folgende Diagnosen:

F10.1     schädlicher Gebrauch von Alkohol

F13.1     schädlicher Gebrauch von Tranquilizern

F32.       depressive Episode, gegenwärtig leicht bzw. mittelgradig

F41.0     Panikstörung

F43.21   Anpassungsstörung, längere depressive Reaktion

F45.       Somatisierungsstörung

F45.1     undifferenzierte Somatisierungsstörung

F45.3     somatoforme autonome Funktionsstörung

F45.4     anhaltende somatoforme Schmerzstörung

F50.9     attackenartiges Essverhalten (binge eating Störung)

F51        nichtorganische Schlafstörung

                                                                

Burnout-Phasen

Burnout ist letztlich die Folge von Langzeitstress mit allen körperlichen und psychischen Folgen, ist also die Folge von Raubbau mit den eigenen Energien. Das zunehmende Energiedefizit wird von den Betroffenen nicht zur Kenntnis genommen, sondern anfangs sogar bewusst überkompensiert durch vermehrten Einsatz.

Burnout ist ein schleichend verlaufender Prozess, der umso folgenschwerer ist, je mehr Warnsymptome man im Laufe der Zeit übersehen hat und je mehr Phasen man bereits durchlaufen hat. Je nach Autor werden 3-12 Phasen unterschieden.

 

Matthias Burisch beschreibt im Sinne eines integrierenden Burnout-Modells sieben Phasen: 

  1. Warnsymptome der Anfangsphase: vermehrtes Engagement für Ziele (Gefühl der Unentbehrlichkeit, Verleugnung eigener Bedürfnisse, Hyperaktivität, schlechtes Zeit-Management, nicht delegieren können) und gleichzeitiges Gefühl von Erschöpfung (Müdigkeit, Energiemangel, Unausgeschlafenheit);

  2. Reduziertes Engagement/Rückzug: im Allgemeinen (Verlust des Einfühlungsvermögens, Zynismus), gegenüber Mitarbeitern, Patienten, Kunden (fehlende positive Einstellung, Meidung von Kontakten), während der Arbeit (negative Einstellung, Widerwillen, Überdruss),  erhöhte Ansprüche (Verlust von Idealismus, Gefühl mangelnder Anerkennung, zunehmende private/familiäre Probleme);

  3. Emotionale Reaktionen/Schuldzuweisung: Depression (Stimmungsschwankungen, unbestimmte Angst, Selbstmitleid, Humorlosigkeit, verringerte emotionale Belastbarkeit, innere Leere, Abstumpfung, Apathie) und Aggression (Ärger, Reizbarkeit, Schuldzuweisung bzw. Vorwürfe an andere, Negativismus, Intoleranz, Launenhaftigkeit, häufige Konflikte mit anderen);

  4. Abbau von geistiger Leistungsfähigkeit (Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen), Motivation (fehlende Initiative, Dienst nach Vorschrift), Kreativität (verringerte Fantasie) und Wahrnehmung (undifferenziertes Schwarz-Weiß-Denken);

  5. Verflachung des emotionalen Lebens (Gleichgültigkeit), des sozialen Lebens (Vermeidung sozialer Kontakte), des geistigen Lebens (Desinteresse, Langeweile, Verzicht auf Hobbys);

  6. Psychosomatische Reaktionen: Muskelverspannung, Kopf- und Rückenschmerzen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Engegefühl in der Brust,  Magen-Darm-Störungen, chronischer Schwindel, Schwächung des Immunsystems, Schlafstörungen, veränderte Essgewohnheiten, Sexualstörungen, Missbrauch von Alkohol, Kaffee, Tabak, Drogen, Medikamenten;

  7. Verzweiflung: negative Einstellung zum Leben, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeitsgefühle, Selbstmordgedanken.

 

Risikofaktoren für Burn-out

Arbeitsbezogen:

hohe Belastung (Überlange und schlecht planbare Arbeitszeit, Schichtarbeit, Nacht- und Wochenenddienste, langes Pendeln)

wenig Einfluss auf Arbeitsabläufe (Rollenunklarheit, Rollenkonflikte, viele fachliche Kompromisse, wenig Erfahrung)

schwierige Kommunikation am Arbeitsplatz (Konflikte, wenig Unterstützung)

wenig Gratifikation (Anerkennung, Bezahlung)

Sinnverlust in der Arbeit

Sozial:

jüngeres Alter

Frauen (Mehrfachbelastung)

wenig Unterstützung aus sozialem Netz

Persönlich:

zusätzlich Belastungen außerhalb der Arbeit

wenig Stressresistenz

wenig Stressbewältigungskompetenz

Perfektionsdruck

hohes Anerkennungsbedürfnis

 

11 Fragen zur Burnout-Vorbeugung

1.     Benötigen Sie das Gefühl, unabkömmlich zu sein?

2.     Sind Sie sehr von Anerkennung abhängig?

3.     Haben Sie Probleme, Aufgaben zu delegieren?

4.     Haben Sie Probleme, Unterstützung anzunehmen?

5.     Ziehen Sie es vor, allein zu arbeiten?

6.     Vermeiden Sie es, Probleme mit anderen zu besprechen?

7.     Neigen Sie dazu, Anschuldigungen weiter zu geben?

8.     Sind Ihre Arbeitsbeziehungen asymmetrisch, d.h. sind Sie immer der Gebende?

9.     Ist Ihr Selbstwert sehr stark von Ihrer Arbeit abhängig?

10.  Belasten Sie sich häufig mit sehr viel Arbeit? Haben Sie Probleme, NEIN zu sagen?

11.  Warten Sie immer, bis sich „im System“ etwas ändert, bevor Sie selbst etwas ändern?